Green-Card-Soldaten als Kanonenfutter

Söldnerheer aus Ausländern kämpft für das Pentagon in vorderster Front

Inzwischen wird auf US-amerikanischen Stützpunkten in weit über 100 Ländern rund um die Welt jeden Morgen feierlich das Sternenbanner gehisst. Kaum jemand weiß jedoch, dass es für Zehntausende der strammstehenden USA-Soldaten die Fahne eines fremden Landes ist.

Unbemerkt von weiten Teilen der Öffentlichkeit hat das Pentagon ein Söldnerheer aus Ausländern aufgebaut, die bei Kampfhandlungen meist in vorderster Linie eingesetzt werden. Ihre genaue Zahl wurde kürzlich von Washington mit mehr als 37400 angegeben. Dabei handelt es sich insbesondere um arme Einwanderer aus Süd- und Mittelamerika, so genannte Latinos, die bereits im Besitz einer »Green Card«, das heißt einer Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigung für die USA, sind. Da sie aber kaum Aussichten auf die begehrte Staatsbürgerschaft haben, wirbt das Pentagon mit dem Versprechen einer beschleunigten Einbürgerung nach einem mehrjährigen Dienst als Freiwilliger in der US Army. So halten derzeit viele Tausende dieser ausländischen Söldner in Irak Tag für Tag ihren Kopf für die Bush-Regierung hin. Als »Green-Card-Kanonenfutter« hat sie daher der britische Parlamentsabgeordnete George Galloway jüngst in einem Interview mit dem arabischen Nachrichtensender »Al-Dschasira« bezeichnet. Er warf dem Pentagon vor, mit »Freiwilligen« aus sozial benachteiligten Randgruppen in fernen Ländern die Kriege der weißen Oberschicht zu führen und sie dort zu verheizen. Das sei jedoch keine Erfindung der Bush-Regierung, sondern Teil einer alten US-amerikanischen Tradition, sagte Galloway, der zu den unbeugsamen Kritikern des völkerrechtswidrigen angloamerikanischen Angriffskrieges gegen Irak gehörte. Schon zu Zeiten des Vietnam-Krieges habe der »Anteil der Schwarzen in der USA-Armee mit 40 Prozent weit über dem Anteil der Schwarzen in der USA-Bevölkerung« gelegen. Schon damals hätten die Söhne der weißen Oberschicht es trefflich verstanden, sich vor dem Kriegseinsatz in Südostasien zu drücken. Dazu habe auch George W. Bush gehörte, der Gouverneurssohn, der immer wieder einen Weg gefunden habe, dem Kriegsdienst an der Front zu entgehen; zuletzt mit einem Scheindienst in der Luftwaffenreserve in Texas. Derweil habe sich Dick Cheney (derzeit Vizepräsident) an der Universität in immer neue Fächer eingeschrieben. Heute ist der Militärdienst in den USA zwar freiwillig, aber viele junge Menschen - Schwarze, Latinos und arme Weiße - sehen in der Verpflichtung zum Zeitsoldaten die einzige Möglichkeit, dem Teufelskreis der sozialen Verelendung zu entkommen. In einem Land, in dem zum Beispiel Gesundheitsfürsorge und Bildung privat bezahlt werden müssen und folglich für große Teile der Bevölkerung unerschwinglich sind, ist das Angebot einer gute Krankenversicherung durch die US Army äußerst verlockend. Zugleich werden die Intelligenteren in den unterprivilegierten Bevölkerungsgruppen mit der Möglichkeit billiger Kredite für die Fortbildung nach Ende der Dienstzeit geködert. Gemeinsam mit den Green-Card-Ausländern stellen sie den weitaus größten Teil der Pentagon-Frontsoldaten. Aus Sicherheitserwägungen werden USA-Bürger allerdings bevorzugt, wenn es um den Dienst in technischen und rückwärtigen Einheiten geht. Daher liegt die Wahrscheinlichkeit, dass ein Green-Card-Soldat bei Kampfhandlungen stirbt, statistisch vier Mal höher als bei Soldaten mit USA-Staatsbürgerschaft. Das vom Pentagon geschaffene Söldnerheer setzt sich aus Soldaten zusammen, über deren ...

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