Dieser Text ist Teil des nd-Archivs seit 1946.

Um die Inhalte, die in den Jahrgängen bis 2001 als gedrucktes Papier vorliegen, in eine digitalisierte Fassung zu übertragen, wurde eine automatische Text- und Layouterkennung eingesetzt. Je älter das Original, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass der automatische Erkennvorgang bei einzelnen Wörtern oder Absätzen auf Probleme stößt.

Es kann also vereinzelt vorkommen, dass Texte fehlerhaft sind.

  • Zum Tode von Heinz Heitzer

Der lange Weg zur Wahrheit

  • Lesedauer: 2 Min.

Sein „Geschichtlicher Überblick“ und.seine „Illustrierte Geschichte“ dürften zu den bekanntesten Büchern über die DDR zählen; Kapitel aus seiner Feder gab es ab 1966 in fast jeder einschlägigen Gesamtdarstellung: Heinz Heitzer (7.5. 1928 - 19.4. 1993) ist einer der Begründer der Geschichtsschreibung über die DDR, einer der Gestalter ihres Geschichtsbildes. Mit seinen Verdiensten untrennbar verbunden sind „Mitschuld und Mitverantwortung“ für ein „gescheitertes Konzept“, zu denen er sich 1990 bekannte (s. Heft 6 der ZfG).

Heinz Heitzer gehört zur „Aula“-Generation der DDR-Intelligenz: Zwickauer Arbeiterfamilie, Neulehrerkurs, Geschichtsstudium an der Universität und ab 1949 Dozentur an der Arbeiter-und-Bauern-Fakultät in Leipzig, 1951 Wechsel nach Berlin, zunächst zum Institut für Gesellschaftswissenschaften beim ZK der SED, 1961 zum Geschichtsinstitut der AdW. Seine Dissertation handelte von den antinapoleonischen „Insurrectionen zwischen Weser und Elbe“. Erst später wandte sich Heinz Heitzer ganz der Zeitgeschichte, vor allem den frühen 50er Jahren zu. Gemäß ihrem damaligen Parteiverständnis von den meisten Historikern akzeptiert, galten insbesondere hier die ZK-Beschlüsse „als strikt zu befolgende Richtlinie“. Das blockierte eine vorurteilsfreie, gänzlich der Wahrheit verpflichtete Forschung.

Ein Herzleiden führte 1984 zum Rückzug von Prof. Dr. Heitzer aus der Institutsleitung, der er seit 1969 angehört hatte, und erforderte lange Rekonvaleszenz. Die damit gewonnene Distanz erleichterte es ihm, in einer Zeit von „Glasnost“ die Schwächen und Defekte des realen Sozialismus wahrzunehmen. So war er schließlich imstande, die Herbstrevolution 1989 als zugleich verheißungs- und gefahrvoll zu erleben und die Notwendigkeit einer „radika-Ien “^Erneuerung der Ge-ScHchtSscßrlibung ijber die DDR“ zu erkennen.“In engem Kontakt zur Historischen Kommission beim PDS-Parteivorstand stellte Heinz Heitzer sein Wissen in den Dienst dieser Erneuerung. Mit Studien zur II. Parteikonferenz der SED 1952 und zum 17. Juni '53 gelangte er zu lange verkannten und geleugneten Wahrheiten.

JOCHEN CZERNY

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal
Mehr aus: