Dieser Text ist Teil des nd-Archivs seit 1946.

Um die Inhalte, die in den Jahrgängen bis 2001 als gedrucktes Papier vorliegen, in eine digitalisierte Fassung zu übertragen, wurde eine automatische Text- und Layouterkennung eingesetzt. Je älter das Original, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass der automatische Erkennvorgang bei einzelnen Wörtern oder Absätzen auf Probleme stößt.

Es kann also vereinzelt vorkommen, dass Texte fehlerhaft sind.

  • Brandenburg
  • AZIZA-Werkstatt mit einem poetischen „Tanz der Druden“ im Cafe Schalotte

Entführung in die Welt der Geister

  • Lesedauer: 2 Min.

Bauchtanz sieht man hierzu- der Druden“. Aus keltischer,

Bauchtanz sieht man hierzulande hauptsächlich als lustvolle Animation, als besonderes „Dessert“ in türkischen oder arabischen Kneipen oder als eine von vielen Nummern in Variete-Programmen. Als szenisches Ausdrucksmittel jedoch wird dieser Tanz selten verwendet. Anders bei der Werkstatt für orientalischen Tanz, die sich - nach ihrer Leiterin - „Aziza“ nennt. Aziza und ihre Schülerinnen zeigen an drei aufeinanderfolgenden Tagen im Cafd Theater Schalotte, wie ausgesprochen gut sich orientalische Klänge und Bauchmuskeltraining auch zum Ausdruck eignen.

„Experimentelles Bauchtanztheater“ untertitelt die Gruppe ihr Programm „Tanz

der Druden“. Aus keltischer, chinesischer und nordischer Mythologie entstehen kurze getanzte Szenen, deren Thema schlaglichtartig aus der jeweiligen Sage herausgegriffen wird: Aziza tanzt das Erwachen der Erdschlange aus der „Edda“, deren Schicksal es ist, die Wurzeln des Lebensbaumes Yggdrasil anzufressen und damit das Ende der Welt, die Götterdämmerung, einzuberufen. Für die Geschichte der „Füchsin“ aus der chinesischen Mythologie, die sich von einer alten in eine junge Frau verwandelt, um Männer zu verführen und körperlich zu Grunde zu richten, spielt Lisa Strutynski ein Blockflötensolo. Dabei entlockt sie ihrem Instrument eigenwillige Töne,

die man kaum dem feinen Holzblasinstrument zugetraut hätte.

Für Aziza und ihre Schülerinnen besteht kein Widerspruch darin, orientfremde Mythologien mit ihrer Kunst zu verbinden. Sie vermuten, daß „weltweit in archaischen Zeiten ähnlich getanzt wurde“. Aber wichtig ist vor allem, daß ihr Konzept funktioniert. Der „Kampf der Druden“ ist poetisches Theater, das den Zuschauer in weit entfernte Welten entführt. Fünf Tänzerinnen tanzen Irrlichter aus traditionell keltischer Vorstellung. Strahlend weiße Puschel blinken verführerisch im Schwarzlichtnebel und locken einen Menschen in den sicheren Tod. Cornelia

Stöhr spielt eine alte Holzpuppe, die eines Nachts zum Leben erwacht und einen grotesken Tanz vorführt, der sich ohne Muskelkater sicherlich nicht zum Nachmachen eignet. Neben den szenischen Nummern runden kleine, witzige Zwischenspiele aus dem Reich der Tiere das Programm ab.

Leider ist das Bauchtanztheater nur kurz zu bewundern. Heute um 20.30 Uhr besteht noch ein letztes Mal die Gelegenheit, Erde, Feuer, Luft und Wasser tanzen zu sehen und sich in eine Geisterwelt entführen zu lassen.

- Anzeige -

Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln

Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.