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  • Kultur
  • Inge von Wangenheim wollte um ihren Tod kein „offizielles Theater“

Die Dauerfrage: War alles umsonst?

  • Lesedauer: 2 Min.

Die Schriftstellerin Inge von Wangenheim ist am 6. April gestorben, aber kaum jemand hat davon gewußt. Ausdrücklich hatte sie verfügt, daß es um ihren Tod kein „offizielles Theater“ geben sollte. Erst wollte sie auf dem Weimarer Friedhof zur letzten Ruhe gebettet sein, gegenüber der Grabstätte von Walther Victor. Sie wäre am 1. Juli 81 Jahre alt geworden.

Sie hat in vollen Zügen gelebt.;;. Sie.:.gebar! ^vier= ; KindeE und wählte eine Frau als Gefährtin. Als sie als Schriftstellerin schon berühmt war, begann sie zu malen. Sie liebte die Weimarer Landschaft, wußte, was das ist: Goethescher Geist. Sie verstand es, alt zu werden.

Immer folgte sie ihrem Traum. Mit 18 Jahren Kommunistin, Schauspielerin in Berlin bei Piscator, später in der „Truppe 31“ Gustav von Wangenheims im sowjetischen Exil. Sie bekam Lust, selber zu schreiben, und tat es. Beginnend mit „Mein Haus Vaterland“ (1950) und „Auf weitem Feld“ (1954) schuf sie ein wichtiges Stück DDR-Literatur. „Professor Hudebach“, „Spaal“, „Die Entglei-5ung“,,;,: M Dgutsch;. und G&7 schichte“ - x ihfe Bucher wären gefragt, wurden viel gelesen.

Ja, sie engagierte sich für dieses Land - vital, streitbar, sensibel. Hätte es doch noch mehr Leute wie sie gegeben, hätten die Mächtigen doch auf sie gehört. Ich erinnere mich,

mit welcher Begeisterung ich den Essay „Genosse Jemand und die Klassik“ gelesen habe, in dem sie begründete, daß Wissen eben noch nicht Bildung ist, daß es in diesem Staate, der sich als Heimstatt der Kultuf verstand, in erschreckendem Maße an Kultiviertheit fehlte. Beleidigte Mienen im Volksbildungsministerium, leiser Triumph in Intellektuellenkreisen - und heute erscheint das alles wie

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schaftlichen Eigentums jene Gleichheit zu schaffen, die jedem ein sinnerfülltes Leben ermöglichen, könnte. Nachdrücklich hat sie früher schon ihrer Sorge Ausdruck gegeben. Sie wurde nicht bitter, hat nicht resigniert. Nicht erst seit der Wende kannte sie „die geheime Dauerfrage an sich selbst: ,War alles umsonst?'“ Aber vielleicht spüren wir jetzt nur besonders deutlich, was ktbta heißt: Strtbän ohne Ankunft, Bemühen, den Augenblick zu fassen. |,Das Jahrhundert ist vorgerückt“, schrieb Goethe vor zweihundert Jahren, „jeder Einzelne aber fängt doch von vorne an“.

IRMTRAUD GUTSCHKE

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