27 Piloten Israels: Wir töten nicht mehr

Weitere Einsätze in Palästinensergebieten verweigert / Harte Strafen drohen

  • Hans Lebrecht, Tel Aviv
  • Lesedauer: ca. 2.0 Min.

27 Piloten von F-16-Kampfflugzeugen der israelischen Luftstreitkräfte weigern sich, weitere gezielte Tötungsaktionen gegen führende palästinensische Milizionäre und Zivilisten auszuführen.

Die im aktiven Dienst stehenden und Reservedienst leistenden Piloten machten ihre Gewissensentscheidung in einem Brief an das Oberkommando der Luftstreitkräfte und in einer Presseerklärung deutlich. Luftwaffenchef Dan Chalutz drohte den Verweigerern mit dem Verstoß aus der Armee sowie mit Prozessen und langjährigen Haftstrafen. Mit ihrer Aktion gesellen sich diese Piloten zu den nahezu 600 Soldaten und Reservisten der israelischen Armee, welche aus Gewissensgründen den Dienst in den besetzten Gebieten verweigern. Fünf dieser Gruppe stehen deshalb zur Zeit vor dem obersten Militärtribunal. Konsequente Friedensgruppen wie der Gusch-Schalom-Friedensblock stehen voll und ganz hinter ihnen. Sie seien die wahren israelischen Patrioten und Helden, heißt es in einer Presseerklärung des Friedensblocks. Was die politische und militärische Führung besonders erbost, ist die Tatsache, dass es jetzt erstmals auch in der als Elite geltenden Luftwaffe eine solche Weigerung gibt. Ministerpräsident Ariel Scharon erklärte, die Armee »führt die Anweisungen der politischen Befehlsebene aus und wird weiter gegen Terroristen und Mörder vorgehen, deren einziges Ziel es ist, belebte Zentren mit unschuldigen Zivilisten zu treffen«. Er drohte den so genannten Refuseniks mit »schneller und angemessener Reaktion«. Luftwaffengeneral Elieser Schkedi unterstellte derweil den Unterzeichnern des offenen Briefes, ihr Prestige und ihre Stellung »zynisch zu politischen Zwecken zu missbrauchen«. Wie es in dem Papier der Piloten heißt, wollen sie »illegalen und unmoralischen Befehlen« nicht länger Folge leisten. Wenn wieder Luftangriffe auf von Zivilisten bewohnte Gebiete im Gaza-Streifen und im Westjordanland geflogen würden, sei mit ihnen nicht zu rechnen. Sie verweisen darauf, dass die Fortsetzung der Besatzung »die Sicherheit des Staates Israel und seine innerste Moral« gefährde. In den israelischen Massenmedien wird umfangreich über die angekündigte Befehlsverweigerung berichtet. Der beherrschende Tenor ist dabei die Verurteilung der Akteure. Allerdings warnte die Zeitung »Jediot Achronot«, dass es sich dabei um ein Signal handele, das durchaus ein politisches »Erdbeben« auslösen könnte. Das Blatt zitierte unter der Überschrift »Revolte der Piloten« einen der Unterzeichner mit den Worten, seine Weigerung an gezielten Tötungsoperationen teilzunehmen, erfülle ihn mit mehr Stolz als alle Rettungsaktionen, an denen er bislang beteiligt gewesen sei. Bereits Anfang 2002 waren 52 Angehörige des Heeres mit ihrer Weigerung an die Öffentlichkeit getreten, in den Autonomiegebieten Dienst zu leisten. Hunderte Offiziere und Soldaten der Reser...

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