Carl Zeiss will 1000 Stellen abbauen

Betriebsrat in Jena einigte sich - im Südwesten kündigt sich Widerstand an

  • Günter Platzdasch
  • Lesedauer: ca. 1.5 Min.

Der Elektronik- und Optikkonzern Carl Zeiss, der weltweit rund 14 700 Mitarbeiter zählt, will 1000 der insgesamt 10 550 Stellen in Deutschland abbauen.

Die Streichung von 100 Arbeitsplätzen im Jenaer Traditionsbetrieb (ND vom 5.September) erscheint heute als Auftakt einer Personalreduzierung, die der Carl-Zeiss-Vorstandssprecher Dieter Kurz Ende letzte Woche bekannt gab. Er begründete die Pläne mit der »seit mehr als zwei Jahren andauernden Schwäche« der Märkte bei Halbleitertechnik und Autoindustrie sowie schärferem Preiswettbewerb bei Brillen. Wie in Jena sollen auch in Wetzlar 100 Stellen gestrichen werden. Im Südwesten (Oberkochen und Aalen) kommen insgesamt 740 Arbeitsplätze auf die Abbauliste. Im Servicezentrum am Unternehmenssitz in Oberkochen fallen 220 von 1020 Stellen weg. Ebenfalls 220Arbeitsplätze will die Unternehmensführung bei der Zeiss SMT AG in der Halbleitertechnik streichen. Der dortige Betriebsrat schlägt als Alternative eine reduzierte Wochenarbeitszeit und das Anschreiben von Überstunden auf einem Zeitkonto vor. Betriebsrat Waltraud Zeller rügte: »Noch bevor es zu Verhandlungen kommt, geht die Firmenleitung mit solchen Zahlen an die Öffentlichkeit.« Im Bereich Augenoptik - aus Aalen kommen hochwertige Gläser - sollen 300 von 1540 Beschäftigten gehen. Empört erinnert sich der Vize-Betriebsratsvorsitzende Christian Peschel: »Noch vor fünf Wochen hieß es für die Augenoptik, dass wir keine Entlassungen brauchen.« Sprecher Kurz erklärte die Entlassungen mit dem Preisdruck von Optikerketten und Absatzproblemen bei hochwertigen Gläsern nach der Gesundheitsreformen, wo Kassenzuschüsse gestrichen werden. Gleichzeitig steige die Nachfrage nach einfacheren Gläsern, die aber produziere man bereits in Ungarn. »Kein Mensch kann heute exakt prognostizieren, welche Auswirkungen die Gesundheitsreform haben wird«, hält der 1.Bevollmächtigte der IG Metall in Aalen, Roland Hamm, entgegen. Während am Montag in Jena bekannt wurde, dass ein Unternehmenssicherungsvertrag geschlossen wurde, steht andernorts die Auseinandersetzung mit den Belegschaften noch bevor. Die Jenaer akzeptierten Abschläge beim Urlaubsgeld, zugesichert wird, es bei 100gestrichenen Stellen zu belassen. In Süddeutschland kündigte Gewerkschafter Hamm Widerstand an. Man werde die Probleme weder ignorieren noch schönreden, aber »reine Kostensenkungsprogramme, die sich im Personalabbau er...

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