- Politik
- Fragwürdig
Spanische Grippe als Bio-Waffe?
Dr. Jan van Aken
Der promovierte Hanburger Zellbiologe ist Leiter der deutsch-amerikanischen Anti-Biowaffen-Organisation Sunshine Project und UNO-Waffeninspekteur.
ND: In den USA haben Militärforscher den Virus der Spanischen Grippe gentechnisch wieder zum Leben erweckt. Zu welchem Zweck?v. Aken: In erster Linie hat wohl Karrieresucht dahinter gestanden. Die beteiligten Wissenschaftler im US Armed Forces Institute of Pathology haben das getan, ohne viel darüber nachzudenken, was man da eigentlich für einen wahnsinnig gefährlichen Erreger produziert.
Wahnsinnig gefährlich...
...ja, die Spanische Grippe hat 1918/19 mehr Tote in den USA gefordert als die beiden Weltkriege zusammen. Sie hat 20 bis 40 Millionen Menschen dahingerafft. So eine Aggressivität eines Grippevirus hat es seitdem nie wieder gegeben.
Könnte dieser Virus als biologische Waffe verwendet werden?
Das ist eine ideale biologische Waffe für Urheber, denen es einigermaßen egal ist, ob sich eine weltweite Epidemie ausbreitet. Das können terroristische Gruppen sein, aber auch Staaten, denen es relativ egal ist, ob das zurückschlägt. Wenn das die einzige Waffe ist, die sie gegen eine Übermacht haben, dann werden sie die auch einsetzen.
Wie hoch schätzen Sie denn die Gefahr ein, dass ein Erreger wie der der Spanischen Grippe in falsche Hände gerät?
Die ist praktisch schon durch die Veröffentlichung des »Rezepts« gegeben. Experten können den Erreger jetzt in ihren eigenen Labors »nachkochen«. Dass der Erreger, der jetzt in den US-Labors entwickelt worden ist, in falsche Hände gerät, halte ich für unwahrscheinlich. Aber ob die Hände, in denen er sich jetzt befindet, die richtigen sind, das wage ich auch zu bezweifeln.
Inwieweit erlaubt denn die Biowaffen-Konvention solche Forschungen?
Verboten wären sie dann, wenn man nachweisen kann, jemand hat diese Experimente gemacht, um damit eine Waffe zu entwickeln.
Die Biowaffen-Konvention ist bisher nicht mit einem Kontrollmechanismus ausgestattet. Was bedeutet das für die Biowaffen-Szene?
Das ist katastrophal. Die Kontrolle biologischer Waffen liegt darnieder, weil die USA blockieren. Jetzt gibt es eigentlich nur die Möglichkeit, dass einzelne Länder vorpreschen. Und hier sind besonders die Bundesregierung und Außenminister Fischer gefragt, die - wenn sie sich verbal dazu äußern - immer sagen, sie wollen die Biowaffen-Kontrolle stärken, praktisch aber nichts tun. Wir haben gerade diese Woche eine Unterschriftenaktion gestartet, die sich an Fischer richtet, eine Aktion, wo wir sagen, es gibt Schritte, die jetzt gegangen werden müssen, damit wir es nicht demnächst mit einem völlig unkontrollierten Bio-Wettrüsten zu tun haben.
Was wäre denn der erste Schritt?
Eine klare Begrenzung der Abwehrforschung. Die US-Amerikaner entwickeln unter dem Deckmantel der Defensivforschung auch Bomben oder mobile Biowaffen-Labors. Die Deutschen könnten im Interesse der Einhaltung der Biowaffenkonvention sagen: Wir legen unsere gesamte Abwehrforschung offen und dann kann es da auch keine offensive Entwicklung geben. Die deutsche Forschung könnte damit weltweiten Standard setzen.
Fragen: Jochen ReinertND: In den USA haben Militärforscher den Virus der Spanischen Grippe gentechnisch wieder zum Leben erweckt. Zu welchem Zweck?
v. Aken: In erster Linie hat wohl Karrieresucht dahinter gestanden. Die beteiligten Wissenschaftler im US Armed Forces Institute of Pathology haben das getan, ohne viel darüber nachzudenken, was man da eigentlich für einen wahnsinnig gefährlichen Erreger produziert.
Wahnsinnig gefährlich...
...ja, die Spanische Grippe hat 1918/19 mehr Tote in den USA gefordert als die beiden Weltkriege zusammen. Sie hat 20 bis 40 Millionen Menschen dahingerafft. So eine Aggressivität eines Grippevirus hat es seitdem nie wieder gegeben.
Könnte dieser Virus als biologische Waffe verwendet werden?
Das ist eine ideale biologische Waffe für Urheber, denen es einigermaßen egal ist, ob sich eine weltweite Epidemie ausbreitet. Das können terroristische Gruppen sein, aber auch Staaten, denen es relativ egal ist, ob das zurückschlägt. Wenn das die einzige Waffe ist, die sie gegen eine Übermacht haben, dann werden sie die auch einsetzen.
Wie hoch schätzen Sie denn die Gefahr ein, dass ein Erreger wie der der Spanischen Grippe in falsche Hände gerät?
Die ist praktisch schon durch die Veröffentlichung des »Rezepts« gegeben. Experten können den Erreger jetzt in ihren eigenen Labors »nachkochen«. Dass der Erreger, der jetzt in den US-Labors entwickelt worden ist, in falsche Hände gerät, halte ich für unwahrscheinlich. Aber ob die Hände, in denen er sich jetzt befindet, die richtigen sind, das wage ich auch zu bezweifeln.
Inwieweit erlaubt denn die Biowaffen-Konvention solche Forschungen?
Verboten wären sie dann, wenn man nachweisen kann, jemand hat diese Experimente gemacht, um damit eine Waffe zu entwickeln.
Die Biowaffen-Konvention ist bisher nicht mit einem Kontrollmechanismus ausgestattet. Was bedeutet das für die Biowaffen-Szene?
Das ist katastrophal. Die Kontrolle biologischer Waffen liegt darnieder, weil die USA blockieren. Jetzt gibt es eigentlich nur die Möglichkeit, dass einzelne Länder vorpreschen. Und hier sind besonders die Bundesregierung und Außenminister Fischer gefragt, die - wenn sie sich verbal dazu äußern - immer sagen, sie wollen die Biowaffen-Kontrolle stärken, praktisch aber nichts tun. Wir haben gerade diese Woche eine Unterschriftenaktion gestartet, die sich an Fischer richtet, eine Aktion, wo wir sagen, es gibt Schritte, die jetzt gegangen werden müssen, damit wir es nicht demnächst mit einem völlig unkontrollierten Bio-Wettrüsten zu tun haben.
Was wäre denn der erste Schritt?
Eine klare Begrenzung der Abwehrforschung. Die US-Amerikaner entwickeln unter dem Deckmantel der Defensivforschung auch Bomben oder mobile Biowaffen-Labors. Die Deutschen könnten im Interesse der Einhaltung der Biowaffenkonvention sagen: Wir legen unsere gesamte Abwehrforschung offen und dann kann es da auch keine offensive Entwicklung geben. Die deutsche Forschung könnte damit weltweiten Standard setzen.
Fragen: Jochen Reinert
Zum Weiterlesen gibt es folgende Möglichkeiten:
Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.