- Politik
- Dreifachmord in Overath
Drama wegen 10000 Euro
Mutmaßlicher Täter war Söldner und kommt aus dem rechtsradikalen Milieu
Wenige Tage nach dem spektakulären Dreifachmord an einer Anwaltsfamilie in Overath bei Köln sind der 45-jährige Ex-Söldner Thomas A. und seine 19-jährige Freundin Jennifer D. verhaftet worden. Die junge Frau gestand die Tat. Das Motiv soll Rache für einen verlorenen Mietprozess gewesen sein.
Der blutige Mord hatte für große Unruhe in der kleinen Gemeinde Overath gesorgt. Nach der Festnahme der mutmaßlichen Täter herrschte dort erst einmal Erleichterung. Mittlerweile gibt es auch Erkenntnisse über Thomas A.: Nach der abgebrochenen Schulausbildung soll er sich als Söldner verdingt und mehrere Jahre in Südafrika und Südamerika gewesen sein. Als er zurückkehrte, lebte er im Rheinland und in Köln, knüpfte Kontakte zur rechten Szene: Nach Informationen des antifaschistischen Info-Blattes Nummer 27 aus dem Sommer 1994 war A. Aktivist der »Deutschen Liga für Volk und Heimat«. Für diese Gruppierung des Kölner Neonazis Manfred Rouhs soll er Büroräume angemietet haben. Schließlich kandidierte er bei der Kommunalwahl 1994 für die Bezirksvertretung eines Kölner Stadtteils. Ohne Erfolg. Doch der Kölner PDS-Ratsherr Jörg Detjen weiß, dass die Rechtsradikalen keineswegs einfach verschwunden sind: »Der harte Kern der Deutschen Liga wirkt noch heute in der rechtsextremistischen Organisation "pro Köln"«, berichtete Detjen. Er wehrt sich gerade juristisch gegen die im Internet veröffentlichte Unterstellung, er habe die Vorsitzende von »pro Köln« zusammengeschlagen. Diese Behauptung ist auch nach Erkenntnissen des Gerichts falsch - vor allem wollen die mit der NPD und den neonazistischen »Freien Kameradschaften« zusammenarbeitenden Rechtsradikalen offenbar vergessen machen, dass sie es sind, die anders Denkende und Abweichler bedrohen und verletzen - so jedenfalls äußern sich Kölner Antifaschisten. Dass sich der ehemalige Söldner A. in diesen Kreisen wohlgefühlt hat, scheint unstrittig. Ebenso wie die Tatsache, dass er wegen kleinerer Drogendelikte und Körperverletzung vorbestraft ist. Gerüchteweise ist zu vernehmen, er habe für den Verfassungsschutz spioniert oder sei zumindest von diesem auf eine Zusammenarbeit angesprochen worden. Wann dies geschehen ist und ob es zu einer Kooperation kam, ist unklar - obwohl Manfred Rouhs behauptet, A. habe ihm eine Pistole andienen wollen und er halte A. für einen Zuträger des Verfassungsschutzes. »Zufällig«, so die Freundin des Haupttatverdächtigen über die Mordtat, sei man nach einer Spritztour an dem Büro des Overather Rechtsanwaltes Hartmut Nickel vorbeigekommen. Der hatte den ehemaligen Vermieter von A. vertreten und in einer Mietsache 10000 Euro gegen ihren Freund erstritten. Darüber soll dieser erbost gewesen und deshalb mit ihr zusammen unter dem Vorwand eines Termins in das Rechtsanwaltsbüro gegangen sein. Dort habe er zuerst mit einer so genannten Pumpgun die Ehefrau des Anwalts erschossen. Dann habe sie die Tochter gefesselt und wonach Thomas A. erst den Anwalt und dann dessen Tochter erschoss. Gemeinsam sei sie mit dem mutmaßlichen Täter geflüchtet. So jedenfalls soll sich die junge Frau in ihrer Vernehmung geäußert haben. Offenbar entspricht ihre Aussage in weiten Teilen den Erkenntnissen der Spurensicherung: Die Ermittler sprachen in einer Pressekonferenz von einer regelrechten Hinrichtung und ordneten das Tatmotiv als Rache in »der untersten Schublade« ein. In der Nähe von Aachen fasste ein Sonderkommando der Polizei die beiden Tatverdächtigen, nachdem ein Tippgeber nähere Auskünfte zur Tatwaffe und dem Besitzer machen konnte. Der Vater der der Mittäterschaft verdächtigen Freundin äußerte sich in der Lokalpresse, er habe A. für einen »Spinner« gehalten: »Wenn ich gewusst hätte, dass er es ernst meint, hätte ich mein Mädchen rechtzeitig herausgeholt.« Die Tochter aber scheint den mutmaßlichen Mörder für die »Liebe ihres Lebens« gehalten zu haben. Wenige Tage nach der Tat war...Zum Weiterlesen gibt es folgende Möglichkeiten:
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