Neue Energie aus altem Holz

In Königs Wusterhausen startet Biomasse-Kraftwerk

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 2 Min.
Das Biomasse-Kraftwerk im Hafen von Königs Wusterhausen geht offiziell erst am kommenden Montag mit einem Festakt in Betrieb. Der Schornstein raucht aber schon.
»Es handelt sich dabei um die Startbefeuerung und den Probebetrieb, der reguläre Betrieb startet am 27.10.«, sagt MVV-Sprecher Roland Kess. Bauherr der Anlage ist ein Tochterunternehmen der Mannheimer Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft- die MVV Energie AG. In 15 Monaten errichtete sie das Kraftwerk gemeinsam mit dem Berliner Abfallentsorger
Alba. Den Grundstein legte der damalige Ministerpräsident Brandenburgs, Manfred Stolpe (SPD), am 3. Juli 2002. Bei dem Festakt am Montag hält Umweltminister Wolfgang Birthler (SPD) die Hauptrede. MVV und Alba investieren 55 Millionen Euro. Im Werk und bei Lieferanten entstehen dadurch rund 60 Arbeitsplätze. Nach MVV-Angaben handelt es sich um das modernste Biomasse-Kraftwerk Europas. Es stößt pro Jahr 120000 Tonnen weniger von dem Klimagift Kohlendioxid aus als ein vergleichbares Kohlekraftwerk.
Die Anlage hat eine elektrische Leistung von 20 Megawatt. Sie soll jährlich 160 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugen und damit 55000 Haushalte versorgen. Die Energie steckt in dem Holz ausrangierter Möbel und Bretter, aber auch in sonst nicht verwertbarem Restholz, das beim Schlagen von Bäumen anfällt. Diese Biomasse aus Berlin und Brandenburg kommt jetzt per Schiff in den Hafen von Königs Wusterhausen. Auf dem Gelände wandert das Holz in den Ofen. Bei der Verbrennung entsteht Dampf, der wie bei einem herkömmlichen Kraftwerk in Strom umgewandelt wird.
Pro Jahr etwa zehn Millionen Tonnen bislang nutzloses Rest- und Altholz fallen in Deutschland an. Derzeit landen sie überwiegend auf Deponien. Ab 2005 ist dies jedoch nicht mehr gestattet. Die MVV Energie AG springt in diese Marktlücke und baute bzw. baut an mehreren Standorten in der BRD Biomasse-Kraftwerke. Das Biomasse-Kraftwerk in Königs Wusterhausen ist von der S-Bahn aus zu sehen. Einen durchaus imposanten Eindruck macht der große Quader mit der Aufschrift »MVV BioPower« von der Stelle aus, wo die Brückenstraße in Bahnhofsnähe die Eisenbahngleise überquert.

www.mvv.de


Biomasse deckt gegenwärtig 0,8 Prozent des bundesdeutschen Energieverbrauchs. Laut Universität Stuttgart könnten es theoretisch zehn Prozent sein. In Brandenburg gibt es 1500 Biomasse-Anlagen mit zusammen 400 Megawatt Leistung. Alleingesellschafter der 1974 gegründeten Mannheimer Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (MVV) ist die Stadt Mannheim. Der MVV-Konzern erzielte im Geschäftsjahr 2001/2002 mit 6131 Mitarbeitern einen Umsatz von 1,7 Milliarden Euro. Der Hafen von Königs Wusterhausens schlägt pro Jahr bis zu 160000 Tonnen Holz um.

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