Gründungsvater mit braunen Flecken

Baldur Springmann mit 91 Jahren gestorben

  • Peter Nowak
  • Lesedauer: 2 Min.
Am Freitag ist im Alter von 91 Jahren Baldur Springmann, der das Erscheinungsbild der grünen Partei in ihren ersten Jahren wesentlich prägte, gestorben. Doch will heute kaum noch jemand bei den Grünen an ihn erinnert werden.
Eigentlich hätten die Grünen am Wochenende trauern müssen. Schließlich ist einer ihrer Mitbegründer gestorben. Einzig der Fraktionsvorsitzende der Partei im Landtag von Schleswig-Holstein, Karl-Martin Hentschel, fand einige freundliche Worte für den einstigen grünen Vordenker. Er habe Springmann als einen liebenswürdigen, engagierten, aber sehr widersprüchlichen Menschen kennen gelernt, erklärte Hentschel. »Ihm gebührt die Anerkennung, sich schon sehr früh für die ökologische Landwirtschaft eingesetzt zu haben, als die meisten noch gar nicht daran dachten.« Engagiert war Springmann bis an sein Lebensende. Allerdings hat er seine Aktivitäten schon lange an den rechten Rand verlegt. 1982 verließ er gemeinsam mit Herbert Gruhl die Grünen und gründete die Ökologische Partei Deutschland (ÖDP), wo Springmann als stellvertretender Vorsitzender fungierte. Doch nach wenigen Jahren verlies er auch die ÖDP und gründete die Unabhängigen Ökologen Deutschlands (UÖD), die ganz offen im rechten Lager standen. Springmann war häufiger Autor der rechten Wochenzeitung »Junge Freiheit« und veröffentlichte mehrere Bücher in rechten Verlagen. In den letzten Jahren entwickelte er sich zunehmend zum rechten Esoteriker. Als Mitglied im Vorläufigen Sprecherrat der rechten Deutschen Aufbauorganisation (DAO) setzte sich Springmann für eine Einigung des zersplitterten rechten Lagers ein. In immer schrilleren Tönen wetterte er gegen »Geschichtsfälschung und antideutschen Schmäh«. Er warnte vor »der Vertreibung aus unserer Erbmasse und damit der Vernichtung nicht nur unseres, sondern jedweden Volkstums«. Dabei traf er im rechten Milieu auch auf manche Freunde aus der grünen Partei. Dazu gehörte der ehemalige Bundestagsabgeordnete Alfred Mechtersheimer, der ebenfalls das rechte Lager einigen will. Wie Mechtersheimer betonte auch Springmann, nicht er habe sich nach rechts, sondern die Grünen hätten sich nach links entwickelt. Tatsächlich hat sich ab 1983 der linke Parteiflügel durchgesetzt. Parteiintern wollte man bald nicht mehr an die rechten Wurzeln der eigenen Partei erinnert werden.
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