- Kultur
- „Das Piano“ von Jane Campion
Die Stumme hat das Sagen
Neuseeland im 19. Jahrhundert. Eine arrangierte Ehe, die noch dazu mit einer so grausamen „Scheidung“ beginnt, steht unter keinem guten Stern: Aus dem fernen Schottland angereist, muß die junge und seit einem Unglücksfall stumme Witwe Ada ihr geliebtes Klavier gleich am Strand zurücklassen, weil der ihr bestimmte neue Ehemann Stewart den Weitertransport zu lästig findet. Da steht es nun, eines der vielen unvergeßlichen Bilder in Jane Campions Film, am menschenleeren Strand, über dem sich Unheil verheißend die Abendsonne senkt.
Das Unheil selbst in diesem Eifersuchtsdrama mit (erfreulich wenig) Blut und Tränen sei hier nicht erzählt, aber so-
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spielt: Taste für Taste muß Ada es sich zurückverdienen durch Klavierstunden für ihren unkultivierten Nachbarn Baines, und der hat keineswegs nur musikalisches Interesse daran
Eine Frau zwischen zwei Männern, das kennt man zur Genüge, und die Urtümlichkeit der Landschaft Neuseelands unterstreicht nur noch den archaischen Charakter des Konflikts. Ungewöhnlich wird „Das Piano“ durch die Sicht der Jane Campion, die, Regisseurin und Autorin zugleich, das Kräftedreieck mit ganz eigener Dynamik zeichnet. Neben den gefühllosen Pascha Stewart (Sam Neill) stellt sie das rauh-aber-herzliche Urgestein Baines (Harvey Keitel), zwei Männer nur, und dgQh,äifcganze!Männerwelt &?
h.difcganze iMännerweit si, Kuluiiialryiuhs. Und mil-
ten darin, so verloren wie das Klavier am Strand, Ada (nuancenreich wie selten: Holly Hunter) mit ihrer kleinen Tochter, bereit, sich in das Unvermeidliche zu schicken, zugleich aber am eigenen Glücksanspruch festhaltend mit einer Zähigkeit, als hätte gerade sie, die Stumme, am Ende doch das Sagen.
Eine Geschichte um Emanzipation also ist Campions Film, und ein Frauenfilm dazu. Was nun gerade nicht heißt, daß es nur um die Emanzipation Adas ginge und schon gar nicht um blaustrumpfige Rebellionsrituale. „Das Piano“ ist vielmehr eine kunstvolle Lektion in allgemeiner Menschwerdung, für die muffige Moralvorstellungen so überflüssig sind wie dramatisch gereckte Fäuste. HANS-GÜNTHER DICKS
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