Wie viel Geld gehört auf ein Sparbuch?

  • HERMANNUS PFEIFFER
  • Lesedauer: ca. 6.5 Min.
Vor allem die Dreißig- bis Fünfzigjährigen fragen: »Sparen fürs Alter, aber wie?« Auf diese Frage gibt es letztlich nur eine ganz persönliche Antwort. Aber auch ältere und jüngere Menschen sollten ihr sauer Erspartes gut anlegen. Diese Serie nennt Tipps und Tricks, wie Sie Geld sparen und richtig anlegen können. Das ist gar nicht so einfach. »Oft zeigt sich, dass der Anlage- und Vermögensmix der einzelnen Sparer alles andere als optimal ist«, bedauert der Bundesverband Verbraucherzentrale. Nicht selten werden - unter anderem auch durch eine schlechte Beratung der Banken - Renditechancen verpasst oder zu hohe Risiken eingegangen. Die flotte Reklame von Kreditinstituten, Versicherungen und Fondsgesellschaften hilft meistens nicht weiter, so sind Rentenangst und Euro-Panik keine guten Ratgeber. Verkäufer von Finanzprodukten reden am liebsten »von der Lücke«, insbesondre von der Renten- und Versorgungslücke. Dann berechnen sie, wie die Lücke zu schließen sei - und am Ende kann der Kunde das gar nicht dauerhaft bezahlen. Wer ein langfristiges Sparziel hat oder für seine private Altersvorsorge sparen will, sollte einen anderen Ansatz wählen. Prüfen Sie, wie viel Geld Monat für Monat angespart werden kann. Bedenken Sie, wie viel Geld für größere Anschaffungen in einigen Jahren notwendig sein wird. Was darüber hinaus übrig bleibt, kann in langfristige Anlagen fließen. Entsprechend können Sie ihr ganz persönliches »Magisches Dreieck« aus Rendite, Sicherheit und Liquidität zusammenstellen. Das Magische Dreieck haben wir im ersten Teil unserer Serie (ND-Ratgeber Nr. 612/29. Oktober 2003) vorgestellt. Im Folgenden eine Übersicht möglicher Geldanlagen, bevor in weiteren Teilen unserer Serie einzelne wichtige Produktarten genauer vorgestellt werden. Grundverkehrt ist es, alles Spargeld fürs Alter auf nur eine oder zwei Karten zu setzen! Füllen Sie zunächst das »überflüssige« Geld in zwei Töpfe. Der erste: Zwei bis drei Monatsgehälter legen Sie beispielsweise auf einem Sparbuch oder Tagesgeldkonto an. Dieses Geld ist fast jederzeit für unvorhergesehene Ausgaben verfügbar. Den zweiten Topf füllen Sie etwa mit dem Betrag für die Anschaffung eines Autos. Dieser Notgroschen empfiehlt sich auch, wenn Sie keinen Autokauf planen. Dieses Geld legen Sie mittelfristig in ausgesuchten Sparverträgen oder Bundesschatzbriefen an. Diese bieten eine etwas höhere Rendite und haben kein Kursrisiko. Wenn darüber hinaus noch Geld zum Sparen vorhanden ist, können staatliche Förderungen für vermögenswirksame Leistungen sowie die Wohnungsbauprämie »mitgenommen« werden. Damit dürften die Spartöpfe von »Liese und Otto Normalverbraucher« leider voll sein. Aber wer das Glück hat, darüber hinaus freies Geld zu besitzen, sollte noch einmal über seine persönliche Risikoneigung nachdenken. Sehr Vorsichtige kaufen Bundeswertpapiere, die allerdings zurzeit nur mäßige Zinsen abwerfen. Wer keine Aversion gegen riskantere Anlageformen hat, kann in einen Investmentfonds mit Standardaktienwerten gehen. Die Unternehmenswerte der großen Konzerne im DAX (Deutscher Aktienindex) dürften langfristig steigen. Eine interessante Möglichkeit kann ein so genannter Indexfonds sein. Erfahrungsgemäß schneiden solche Indexfonds besser ab als die meisten Fonds, bei denen hoch bezahlte Manager stets aufs Neue nach günstigen Aktien suchen. Eine Möglichkeit sind auch Lebensversicherungen, diese haben aber eine geringe Liquidität. Noch einmal: Teilen Sie Ihr Spargeld je nach Einkommen und bereits Angespartem in drei oder vier Töpfe auf! Im ersten Topf wird Geld gespart, auf dass frau oder man jederzeit zurückgreifen. Das klassische Sparbuch wirft zurzeit lediglich bis etwa 1 Prozent ab (und hat zudem für größere Beträge eine dreimonatige Kündigungsfrist). Allerdings lassen sich auch Sparbücher und Spareinlagen mit so genannter »höherer Verzinsung« finden, die etwa 2 Prozent Zinsen bieten. Wer höhere Beträge etwa ab 2500 Euro aufwärts tagesaktuell parat haben will, kann diese Summe auch als Tagesgeld, in Geldmarktfonds oder als Festgeld anlegen. Als Geheimtipp gelten neben einigen Direktbanken auch Autobanken. Das sind Geldinstitute von Automobilkonzernen, die sich über solche Finanzprodukte (billig) refinanzieren. (Eine aktuelle Übersicht der Zinsen bietet die Stiftung Warentest als Fax-Abruf (unter der Nummer 01905/100 10 86 24). Fazit: Das klassische Sparbuch ist nur noch eine Notlösung. Sondersparformen sollten Zinsen von mindestens 2,5 Prozent garantieren. Mehrere tausend Euro sollten jederzeit und ohne vorliegende Kündigung abzuheben sein, die Kündigungsfrist für größere Summen sollte höchstens drei Monate betragen. Die Preise steigen in diesem Jahr um knapp zwei Prozent. Angesichts dieser Preissteigerungsrate sind 2,5 Prozent Zinsen - siehe oben - nicht gerade ein Grund zum Jubeln. In Topf zwei kommt daher die sichere, längerfristige Geldanlage - diese sollte jedoch schon mehr Zinsen bringen als 2,5 Prozent. Bundesschatzbriefe sind sicher und hinsichtlich der Zinsen einigermaßen attraktiv. Sie bieten bei einer Laufzeit von sechs oder sieben Jahren knapp 3 bzw. gut 3 Prozent Zinsen. (Info-Telefon 069/74 77 11, aktuelle Konditionen: 069/197 18). Die ansonsten für Wertpapiere fälligen Depotgebühren entfallen für Bundeswertpapiere, wenn diese bei der Bundesschuldenverwaltung direkt deponiert werden. Diesen kleinen Trick können Sie kostenlos über Ihre Hausbank veranlassen, die darüber natürlich nicht erfreut sein wird! Im gleichen Renditebereich liegen einige Sparbriefe und Sparpläne von Banken und Sparkassen. Auch auf diesem Feld schneidet manche Direktbank, die per Telefon, Brief oder Internet zu erreichen ist, gut ab. Allerdings wechseln viele Konditionen häufig. (Einen aktuellen Fax-Abruf bietet auch hierzu die Stiftung Warentest »Sparpläne« 01905/100 10 85- 20 und »Sparbriefe« -23) Nutzen Sie für das mittelfristige Sparen auch die Chancen des vermögenswirksamen Sparens, mit seinen staatlichen Prämien. Über die Vor- und Nachteile werden wir in einem späteren Teil unserer Serie berichten. In den dritten Alterstopf wird Spargeld gelegt, welches jetzt noch »übrig« ist. Dieses Extra darf durchaus ein wenig riskanter angelegt werden - was dafür die Chance auf eine höhere Rendite eröffnet. Für Normalverbraucher raten viele Experten von Banksparplänen mit langen Laufzeiten und ebenso unflexiblen Lebensversicherungen ab. Anders als so genannte AS-Fonds garantieren Kapital-Lebensversicherungen immerhin einen, wenn auch kleinen Mindestzins. Zugleich sind sie aber viel unflexibler als Investmentfonds. Attraktiv sind Lebensversicherungen eigentlich nur, wenn der steuerliche Sparerfreibetrag bereits durch andere Zinseinkommen erschöpft ist. Die Erträge aus der Versicherung bleiben nämlich steuerfrei. Ob dies künftig so bleibt, ist unsicher. Ansonsten ist die tatsächliche Rendite am Ende der Laufzeit bis dahin ungewiss. Lassen Sie sich nicht durch die Werbesprüche der Versicherer beeindrucken! Attraktiv kann es stattdessen sein, eine billige Risiko-Lebensversicherung abzuschließen, um die Familie abzusichern und gleichzeitig für das Alterssparen auf andere Finanzprodukte zu setzen. Ähnlich unflexibel wie die Kapital-Lebensversicherung ist eine private Rentenversicherung: Sie ist übrigens vor allem eine Wette auf die Länge des eigenen Lebens, tritt der Tod zu früh ein, hat man auch finanziell verloren. Für unseren dritten Topf kommen daher eigentlich nur Investmentfonds mit hauptsächlich festverzinslichen Wertpapieren (so genannte Rentenfonds) in Frage sowie Fonds mit mehr oder weniger kleinen Aktienanteilen. So genannte AS-Fonds (»Altersvorsorge Sondervermögen«) wurden dafür von der Investmentbranche extra für das Alterssparen konzipiert. AS-Fonds sind gemischte Investmentfonds mit einem hohen Aktienanteil. Sie dürfen bis zu 75 Prozent in Aktien anlegen, sind jedoch sehr stark sicherheitsorientiert. Besseres verheißen nach Auffassung vieler Fachleute so genannte Index-Fonds, die einen interessanten Mix aus Risiko und Chance bieten. Aber, bei jeder Anlage in Aktien besteht ein relativ hohes Risiko! Die Zukunft ist nun einmal ungewiss, und ob sich die Börsenkurse so rasant nach oben entwickeln werden, wie in der Vergangenheit, muss bezweifelt werden. Im Extremfall kann sogar eingesetztes Kapital verloren gehen. Ab 50 sollten Sie allerdings die Finger von riskanten Finanzprodukten wie Aktien lassen, da der eigene Zeithorizont zu kurz ist. Aktien und riskante Fonds sind nur etwas für einen langen Anlagezeitraum von zwanzig oder dreißig Jahren. Grundsätzlich besteht bei allen Aktienanlagen zudem ein Spannungsverhältnis zwischen dem persönlichen Wunsch nach einer höchstmöglichen Rendite - was zudem ein vernünftiges Herangehen gegenüber der Bank ist, die bei einem Verzicht auf den Maximalzins den »Mehrwert« selber einstreicht - und den gesellschaftlichen Folgen der Aktienanlage. Der Shareholder Value entsteht nur zu oft aus Rationalisierungen und Arbeitsplatzabbau, gegen die wir im eigenen Betrieb kämpfen. Einen etwas anderen Weg gehen einige ökologisch und sozial ausgerichtete Investmentfonds. Der vierte Spartopf ist eigentlich nur interessant für Leute mit prall gefüllten Altersspartöpfen, wenn also bereits mehr als 50000 Euro - so die Faustformel - auf der hohen Kante liegen. Da dann der steuerliche Sparerfreibetrag ausgeschöpft ist, kann eine (ertragssteuerfreie) Lebensversicherung oder eine riskantere Fondsanlage oder sogar einzelne Aktien als Geldanlage erwogen werden. Selber mit Aktien zu spekulieren - auch wenn dies gerade wieder i...

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