Nachlass einer Malerin

Jenny de Bloots Arbeiten in einer Einzelausstellung

  • Jack Rodriguez
  • Lesedauer: ca. 1.5 Min.
Entdeckungen sind in Berlin noch heute möglich. Trotz Medialisierung und Informationsflut schlummert manches Interessante weiter im Verborgenen. Wie die Werke der Malerin Jenny de Bloot, die am 6. Dezember 1994 in Zehlendorf starb. Der Nachlass der Berlinerin gelangte einige Jahre später in die Lager eines Trödlers. Nun finden ihre Bilder postum neue Beachtung. Die Galerie Kunst-a-bunt richtet ihr in ihrer Heimatstadt ihre erste Nachkriegs-Einzelausstellung aus. Eine lohnende Entdeckung sind insbesondere de Bloots impressionistische Blumen- und Baumdarstellungen. Selbst im kleinen Format sind Laub und Blütenblätter großzügig mit breitem Pinsel getupft, anstatt feingliedrig getüpfelt. Der Ausdruck ist intensiv und von hoher Plastizität. Uferlandschaften waren wohl die große Leidenschaft der Malerin. Meist von Licht durchflutet, strömen sie eine Ruhe aus, die die Künstlerin offensichtlich selbst genoss - seit 1983 wieder in Berlin am Wannsee. Nach dem Kriegsende lange in Bayern und in den USA lebend, erlangte die Künstlerin in Berlin keine Bekanntheit mehr. Dem Zeichner Uli Panitz ist der Versuch ihrer Popularisierung zu verdanken. Er grub das künstlerische Vermächtnis der 1908 geborenen Sanitätsratstochter Jenny Bluth aus, die 1933 den holländisch klingenden Künstlernamen annahm. Auf der Suche nach weiteren Arbeiten begab er sich bis nach Cham, wo sie in den 50ern lebte. Daraus machten er und der Verleger Hans Peter Heinicke ein Buch, das mehr als eine Zusammenstellung von biografischen Daten und einem Werkverzeichnis ist (Accurat Verlag Berlin, 18.80 ). Es ist die Geschichte einer Spurenlese bei Zeitzeugen. Trotz der gestelzten Sprache liest sich das Buch spannend. Am Ende befinden sich in der Ausbeute nicht nur Darstellungen weiterer Werke, sondern auch von handbemalten Fensterläden und einem schweren Lithographiestein. Darauf vermutet Panitz ein Kaffeehausmotiv von der Hand der Künstlerin. Diese mit welligem Strich leicht dahin geworfenen, kolorierten Szenen, in denen meist zwei Frauen am Tisch ins Zwiegespräch vertieft sind, sind ä...

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