Nur der Markenname soll bleiben

Betriebsrat will geplante Stilllegung der Ortopedia GmbH verhindern

  • Wolfgang Pomrehn, Kiel
  • Lesedauer: ca. 1.5 Min.

In Schleswig-Holsteins Landeshauptstadt Kiel soll ein weiterer Metallbetrieb die Tore schließen. Schon jetzt beträgt die Arbeitslosigkeit hier 14,3 Prozent.

Beim Betriebsrat der Ortopedia GmbH geht es zu wie in einem Bienenstock. Seit die Pläne der Meyra-Gruppe bekannt wurden, ihre Kieler Tochter stillzulegen, jagt eine Besprechung die nächste. Lokalpolitiker schauen vorbei, auch Kirchenvertreter und Betriebsräte eines benachbarten Zulieferers. »Für viele Beschäftigten ist das eine persönliche Katastrophe«, sagt Betriebsratschef Hartwig Oetting. 160 der 208 Beschäftigten sollen auf der Straße landen. Die Besitzer wollen nur die Marke Ortopedia erhalten, um auch künftig auf dem Markt für Rollstühle und Rehabilitationsmittel gute Geschäfte zu machen. Alternativen für die Gekündigten gäbe es in der Region kaum. »Überall in der Metall- und Elektroindustrie wird entlassen«, so Kiels IG-Metall-Chef Wolfgang Mädel, »andere Branchen können das nicht auffangen.« In der Tat ist die Liste der Stilllegungen und Massenentlassungen lang: Heidelberger Druck, Caterpillar, HDW und Rheinmetall sind nur die bekannteren Namen. In der Metallbranche ist in den letzten 20 Jahren fast jeder zweite Arbeitsplatz verloren gegangen. Und die Hoffnungen, die man kurzzeitig in New-Economy-Unternehmen wie MobilCom, Comdirect und Infineon gesetzt hatte, sind längst zerstoben. Geblieben sind Investruinen, die man im Börsenfieber der 90er Jahre ins Herz der Stadt gesetzt hatte. Bei Ortopedia soll die Stilllegung verhindert werden. Das Argument hoher Verluste will der Betriebsrat nicht ungeprüft schlucken, weshalb er Einsicht in die Bücher fordert. Seit der Übernahme durch Meyra 1993 habe man bereits über 500 Arbeitsplätze verloren, berichtet Oetting. Ortopedia sei von der neuen Mutter weiter wie ein Konkurrent behandelt worden. Eine Möglichkeit der Gegenwehr sieht der Betriebsrat in Verhandlungen über einen Sanierungstarifvertrag. Für die Belegschaft würde das die Mö...

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