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  • Kultur
  • „Das Hochzeitsbankett“ von Ang Lee

Traditionen

  • Lesedauer: 2 Min.

Auf der diesjährigen Berlinale gewann, wohl selten gerechtfertigter, „Das Hochzeitsbankett“ des in New York lebenden taiwanesischen Regisseurs Ang Lee den Goldenen Bären. Ang Lee tat mit seiner leichtfüßigen Komödie um Schwule und Scheinehen, westlichen Lebensstil und fernöstliche Traditionen einen meisterlichen Griff in die Welt der emotionalen Höhen und Tiefen. Gekonnt verpackte er, im Gegensatz zu seinem im letzten Jahr gezeigten Erstling „Pushing Hands“, der mit steifer Dramaturgie wohl eher für die Kategorie „Schlafmittel“ geeignet war, die Affären des Herzens sowie das Kollidieren zweier Kulturen in eine hochvergnügliche, turbulente sowie gleichzeitig anspruchsvolle Handlung.

Ein profitables Mietshaus bester Lage, ein stetig wachsendes Bankkonto, die amerikanische Staatsbürgerschaft sowie die beglückende Beziehung zu seinem Geliebten Simon (Mitchell Lichtenstein) die Welt könnte für Wai-Tung (Winston Chao) nicht besser aussehen, wären da nicht sei-

*iä Eltern i Deren Traum es ist, einst einen Enkel in ihren Armen zu wiegen. Nichts bleibt unversucht, um Wai-Tung unter die Haube zu bringen.

Damit die Querelen mit den Eltern endlich ein Ende finden, heiratet Wai-Tung zum Schein die Malerin Wei-Wei (May Chin), die eigentlich nur von der dringend benötigten Green Card träumt. Das Arrangement hat einen Haken: Wai-Tungs Eltern zeigen sich begeistert, so begeistert, daß sie es sich nicht nehmen lassen, zu den Hochzeitsfeierlichkeiten anzureisen. Das traditionelle Hochzeitsbankett im besten China-Restaurant der Stadt soll natürlich stilvoll begangen werden. Einer der Gäste des Banketts äu-ßert, daß diese Szene 5 000 Jahre sexueller Repressionen reflektiert. Bei genauerem Betrachten stellt sich der Sprecher als Lee persönlich heraus, der mit diesem Satz seine Motivation, diesen wunderbaren Streifen zu machen, auf den Punkt bringt.

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