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  • Brandenburg
  • Brandenburgs Schlösser sollen vor dem Verfall gerettet werden

Geht Dornröschenschlaf nun zu Ende?

  • Lesedauer: 3 Min.

Schloß und Park von Blankensee bei Luckenwalde sahen schon bessere Tage. Der Park, verwildert und verwachsen, dämmert vor sich hin. Im Schloßinnern: Die Räume sind leer und kahl. Feuchte Decken und Wände verschandeln das einstige Juwel. In einem der eingestaubten Zimmer weist ein Lehrertisch auf die Nutzung als Schule zu DDR-Zeiten hin. In einer Ecke lehnt ein Karl-Marx-Bild. Das verwaiste Schloß soll einmal Gästehaus der TU Berlin werden.

Acht Millionen Mark will das Brandenburgische Kultusministerium in Sanierung und Rekonstruktion stecken. „Alles in katastrophalem baulichen Zustand“, urteilt Wolfgang liiert von der gemeinnützigen Betriebs-GmbH „Brandenburgische Schlösser und Herrenhäuser“, die im Dezember 1992 aus der Taufe gehoben wurde. Sie will „den Verfall aufhalten und durch Sanierung die Zeugnisse märki-

scher Kultur nachfolgenden Generationen erhalten“ Jährlich will die Gesellschaft dafür zehn Millionen Mark bereitstellen. In einer Zeit knapper Kassen „müssen wir stets unterhalb der Schmerzgrenze mit den Mitteln tröpfeln“, seufzt Dr. Wilhelm Neufeldt, Abteilungsleiter im Potsdamer Kultusministerium. Bundes- und Landesmittel für die Denkmalpflege verringerten sich 1993 gegenüber dem Vorjahr um 17,6 Mio DM.

Die Zeit drängt. Angesichts leerer Kassen vieler Gemeinden, die Eigentümer der Schlösser und Herrenhäuser sind, wittern Schnäppchenjäger aus der Immobilienbranche Morgenluft. Sie bedrängen manch Dorfschulzen mit scheinbar lukrativen Angeboten, um an die meist im 18. Jahrhundert entstandenen Schlösser zu kommen. „Es ist kurzsichtig, wenn manche Bürgermeister die Zukunft ihres Ortes dem blanken Kom-

merz opfern, schließlich waren die meisten Schlösser und Herrenhäuser für eine ganze Region eine Attraktion“, sagt Dr. Neufeldt. Versteigert wurden inzwischen die Schlösser Gusow (Oderbruch) und Hoppenrade (Ruppiner Land) -Domizile, die damit einer öffentlichen Nutzung entgehen. Aber gerade auf eine gemeinnützige Nutzung will die Potsdamer Betriebs-GmbH hinarbeiten. Wolfgang liiert: „Nach unserer denkmalgerechten Sanierung, in die viele einheimische Gewerke und Restauratoren einbezogen sind, werden wir durchsetzen, daß die Schlösser, Parks und Gärten für eine Besichtigung zugänglich bleiben.“ Man wolle nicht zulassen, daß wie im Falle des Schlosses Prötzel durch Hotel, Swimming Pool, Golfplätze die Öffentlichkeit ausgesperrt werde.

Schloß Blankensee ist als erstes Sanierungsobjekt der Betriebs-GmbH auserkoren.

Die zweigeschossige Barockanlage in schlichtem Landhausstil mit Englischem Landschaftsgarten soll noch vom Herbst dieses Jahres an saniert werden. Das Fundament ist zu sichern, Schwamm und Feuchtigkeit sind zu bekämpfen, Risse einzudämmen, Wände und Decken zu stabilisieren, die Innenräume mit Resten historischer Details wiederherzurichten. Dank Denkmalpflege wird Blankensee in vielleicht drei Jahren wieder zu dem Kulturgut erwachen, das es als Landsitz Hermann Sudermanns einmal war. Der 1928 verstorbene Dichter wünschte in seinem Testament, das Anwesen jungen notleidenden Künstlern zum Wohnen und Schaffen bereitzustellen. Als künftige Tagungs- und Begegnungsstätte von Akademikern wird Blankensee nach seinem Dornröschenschlaf wieder mit Leben erfüllt.

KLAUS-DIETER STEFAN

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