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  • Politik
  • Aids-Experte Prof. TOMAS PORSTMANN zu verseuchten Blutpräparaten:

100 Prozent Sicherheit wird es nicht geben

Kurz Kollek verliert

  • Lesedauer: 3 Min.

Seit der Skandal um HlV-infizierte Blutspenden und -präparate bekannt wurde, sind viele Menschen verunsichert. ND befragte den Berliner Immunologen und Aids-Experten Prof. Tomas Porstmann nach Möglichkeiten, das Risiko von HIV-Infektionen gering zu halten.

Wie zuverlässig kann 'man heute feststellen, ob Spenderblut HTV-verseucht ist?

Nicht mit absoluter Sicherheit. Die gegenwärtig in den Blutspendezentralen angewendeten Testverfahren beruhen auf dem Nachweis von Antikörpern gegen Virusbestandteile. Diese Antikörper müssen erst im Organismus gebildet werden. Das geschieht bei mehr als 95 Prozent der Infizierten im Zeitraum von ein bis drei Monaten nach der Infektion.

Also könnte man danach einen zweiten Test durchführen, um sicher zu gehen.

Relativ sicher, aber das geht nur mit Plasma, nicht jedoch mit den Zellen des Blutes.

Warum wird das nicht getan?

Bis jetzt können Sie den Spender ja nicht zu einer Wiederholungsspende oder -Untersuchung verpflichten. Dauerspender werden natürlich ständig kontrolliert. Denn seit Oktober 1985 wird ja jede Blutspende auf Antikörper gegen HIV untersucht.

Ist das verbleibende Risiko vertretbar, oder kann man den möglichen Virus-Befall eliminieren?

Es gibt kein Verfahren, das mit absoluter Sicherheit das Virus abtötet, sondern nur Verfahren, die die Menge an infektiösen Viren stark redu-

zieren. Das A und O ist, es darf kein Virus in die Blutprodukte reinkommen.

Kann das garantiert werden?

Hier liegt die Verantwortung bei den Abnahmeeinrichtungen. Man kann in Deutschland eine HIV-Übertragung durch Blut und Blutprodukte mit einer Wahrscheinlichkeit reduzieren, die nahezu an 100 Prozent grenzt, aber nie 100 Prozent erreicht. Aber nur unter der Voraussetzung, daß jede einzelne Blutspende separat getestet wird, was ja bei der Firma UB-Plasma anscheinend nicht der Fall war, und daß die Blutspenden aus einer Region kommen, wo sehr wenige Personen HFV-infiziert sind. Dabei haben sich Personen aus Risikogruppen selbst durch anonyme Fragebögen zu erkennen zu geben

und sind als Spender auszuschließen

Leider ist es aber wenig wahrscheinlich, daß etwa Drogensüchtige, die wegen der „Entschädigung“ spenden wollen, sich offenbaren

Wenn jemand zur Blutspende geht, weil er auf der Straße liegt und sein Geld gerade noch für den nächsten Schuß reicht, ist klar, daß er sich nicht offenbart. Ohne Lösung des Drogenproblems ist das Problem der HIV-Ausbreitung nicht zu lösen. Und das ist etwas, wo man nicht nur die Forscher ansprechen und sagen kann, macht die Tests sicherer. Hier muß man auch Politiker und Sozialarbeiter ansprechen, etwas zu tun, damit Menschen nicht gezwungen werden, ihr Blut für Geld oder Essen zu verkaufen.

Fragen: CLAUS DUMDE

Jerusalem. Der langjährige Bürgermeister von Jerusalem, Kollek (83), ist am Dienstag bei seiner Kandidatur für eine 7. Amtszeit gescheitert. Nach einer Hochrechnung vom späten Dienstag abend kam er nur auf 41 Prozent der Stimmen. Sein Herausforderer Olmert (48) von der national-konservativen Partei Likud erreichte danach 54 Prozent.

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