Karlheinz Schreiber, Nudelkocher

Heute auf ARTE: Semi-dokumentarisches Wiedersehen mit der CDU-Spendenaffäre

Hamburg (dpa). Der Waffenlobbyist Karlheinz Schreiber, dessen Parteispenden und dessen lockeres Mundwerk in der CDU-Spendenaffäre der späten 1990er Jahre mehr als einmal für Aufsehen sorgten, hat sich bekanntlich nach Kanada abgesetzt. Dort hat er Ruhe vor der deutschen Justiz - und offenbar Zeit genug für technische Spielereien. Schreiber hat eine Maschine erfunden, die Nudeln in 70 Sekunden »al dente« garen soll. Sein Sohn vertreibt das Gerät in Deutschland. Über diesen Kontakt kam der Dokumentarfilmer Raymond Ley zu sieben Stunden Schreiber-Interviews. Nach deren Absolvierung stand für den Journalisten zwar fest: »Der Mann lügt wie gedruckt.« Aber Schreiber ist nicht die einzige Quelle für den Film »Aus Liebe zu Deutschland - Eine Spendenaffäre«. Im 90-minütigen Streifen kommen auch andere Akteure aus dem CDU-Finanzapparat zu Wort - etwa Walther Leisler Kiep, Brigitte Baumeister und Casimir Prinz zu Sayn-Wittgenstein. Außerdem wurden gespielte Szenen dazugestellt. Die Handlung beginnt 1990 in Schreibers bayerischem Partykeller, wo beim Kegeln die Idee entsteht, mit viel Geld politische Unterstützung für ein Waffenprojekt in Kanada zu kaufen. Eine Million wird in einem Koffer an den damaligen CDU-Schatzmeister Kiep übergeben. Schreiber später im Interview: Wenn Kiep nicht selbst davon erzählt hätte, wie hätte ich es je beweisen können? In den Spielszenen wird Kiep von Günther Schramm dargestellt, der vielen TV-Zuschauern noch als Assistent von Erik Ode in der ZDF- Krimireihe »Der Kommissar« in Erinnerung ist. Schramm ist der Ansicht, dass der Skandal den Deutschen nur in »homöopathischen Dosen« bekannt gemacht worden sei. Anderer Meinung ist hingegen ARD-Chefredakteur Hartmann von der Tann, dem die Doku-Fiktion ebenfalls angeboten worden war. Für das erste Programm, so sein Urteil, sei der Streifen »nicht geeignet«. Es gebe »Qualitätsbedenken«. Anders sieht man das offenbar beim »Dritten« im Norden: NDR-Redakteur Hans-Jürgen Börner findet: »Für so ein Stück brauchen wir Gebühren.« Wo die Fakten nicht eindeutig geklärt sind, legt auch der Film sich nicht fest. So führt er die umstrittene Übergabe von 100000 Mark von Schreiber an Schäuble oder Baumeister in zwei miteinander unvereinbaren Versionen vor. Der Widerspruch hat seinerzeit zum Bruch zwischen den beiden CDU-Politikern geführt. In Interviews äußern sich frühere Weggefährten auch über den langjährigen Kanzler und CDU-Vorsitzenden Helmut Kohl. Ex-Flick-Manager Eberhard von Brauchitsch berichtet, dass Kohl nicht auf Augenhöhe mit anderen umgehen konnte. Er habe sich mit Menschen umgeben, »die er abhängig machen kann«. Kohls früherer Generalsekretär und Minister Heiner Geißler erlebte bei seinem Ex-Chef einen »egomanischen« Herrschaftsanspruch. Und Karlheinz Schreiber sagt treuherzig, unter den Lobbyisten gebe es auch, »ganz üble Burschen, kann ich ihnen s...

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