• Kultur
  • Am Sonntag wird der Dramatiker Heiner Müller 65 Jahre alt

Faxenmacher der Dialektik

  • ARND WESEMANN, Frankfurt/M.
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.

Foto: Joachim Fieguth

Der Genußmensch Müller. Er unterscheidet sich in nichts von jenem Brecht, der das Boxen liebte, die Frauen liebte, die Zigarren, das Rauchgebot in den Theatern, den Drink. Alles was Spaß macht. Das hat man verstanden, grenzenlos. Seltener Müllers zynisches Gedächtnis, das seinen ironischen Humor ausbrütete. Die umsichtig-lehmige Wortdichte seiner Literatur steht seit je im Widerspruch zu seinem Hang, Anekdoten in einer Art zu erzählen, daß selbst der abstinenteste Kommilitone lieber einen Whiskey kaufen ging, als Heiner Müller verdursten und damit verstummen zu lassen. Anläßlich seines 65. Geburtstages könnte man erinnern an den Reisenden, der kaum noch reist, an den gnadenlosen Kneipengast, der nie aus einer Kneipe flog, solange der Wirt einen neuen Müller mithören durfte: „Wißt ihr, was ein Happy End ist?“, fragte er. Also: „Der Ehemann sitzt vor dem Fernseher und sieht Fußball. Die Frau kommt ...


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