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- Biathlon-Ehepaar sorgt für Furore
Familien-Unternehmen Poiree im Gelben Trikot
Live Grete und Raphael Poiree führen im Weltcup
Wichtige Daten behält der Ausnahme-Biathlet Raphael Poiree im Kopf. Der Franzose erinnert sich noch genau an den 17. Januar 1998, als er in Ruhpolding erstmals nach einem Weltcup-Sprint auf das oberste Siegertreppchen gerufen wurde. Doch ein anderes Datum ist dem 29-jährigen Spitzenreiter im Gesamt-Weltcup momentan wichtiger als seine Erfolgschronologie: »Am 27. Januar wird unsere Tochter Emma ein Jahr alt. Das werden wir natürlich feiern.«
Ehefrau und Mutter Liv Grete Poiree ist Norwegerin. Die 29-Jährige führt ebenfalls den Gesamt-Weltcup an und startet auch am Mittwoch beim Weltcup in Ruhpolding. Sie stand bis in den neunten Monat der Schwangerschaft auf Ski und übte schon drei Monate nach der Entbindung für ihr Comeback. Mit zwei Siegen meldete sich die Norwegerin eindrucksvoll im Weltcup-Zirkus zurück. Nun braucht sie etwas Ruhe. »Nach dem Weltcup in Antholz bleiben bis zur WM Anfang Februar in Oberhof ein paar Tage. Da machen wir es uns richtig gemütlich«, blickt sie der Geburtstagsfeier für Emma entgegen.
Klein-Emma gehört schon fest zum Stab des norwegisch-französischen Biathlon-Familienunternehmens Poiree. Im Hotel »Golf« im slowenischen Bled krabbelte der Säugling beim Weltcup in der Vorwoche auf allen Vieren durch das Restaurant. Während Vater und Mutter beim Langlauf, zur Massage oder beim Schießtraining sind, kümmert sich Tante Ellen Eikeland um den Nachwuchs. Ellen ist die Schwester von Liv-Kjersti Eikeland - einer Cousine von Liv Grete -, die ebenfalls im Weltcup startet. Das babysittende Weltcup-Trio komplettiert Livs ältere Schwester Ann Elen Skjelbreid.
Auch die Eltern der beiden Elite-Skijäger zimmern mit am Erfolg. Vater Knud Skjelbreid, bis zu den Olympischen Spielen 2002 in Salt Lake City verantwortlicher Skitechniker im norwegischen Biathlon-Lager, sorgt für schnelle Ski. Auf dem heimischen Hof in Eikelandsosen an der Atlantikküste baute der Vater, Landwirt und Teilhaber an einem Betonwerk, für seine Schützlinge einen kleinen Schießstand mit vier Bahnen. Mutter Oddrun kümmert sich um die 20 Kühe im Stall und darum, dass nach hartem Training ein gutes Essen auf den Tisch kommt.
Kurz vor Silvester hatte Familie Poiree unfreiwillig viel Zeit. Die für den 30./31. Dezember in Alpe d'Huez angesetzten französischen Meisterschaften, bei der beide für ihren Verein SF Vercors/Villard du Lans starten wollten, fielen wegen Schneemangels aus. So widmeten sie sich gemeinsam mit Raphaels Stiefvater Didier Steunou ihrer Internet-Homepage. Mit den Neujahrsgrüßen an die Fans verband Steunou, Chef des »Poiree-Fanclubs«, zugleich die Einladung zur Reise zu den Weltcups nach Ruhpolding und Antholz. Nur nach Oberhof werden die Poiree-Fans nicht reisen können, weil sie in der WM-Woche kein Quartier in Oberhof fanden.
So ist das erfolgreiche Ehepaar - er ist Olympia-Zweiter 2002, zwei Mal Weltmeister und dreifacher Weltcup-Gesamtsieger (2000 bis 2002), sie ist zwei Mal Olympia-Zweite (2002), einmal Olympia-Dritte (1998) und dreifache Weltmeisterin - bei den WM in Oberhof auf sich allein gestellt. Doch mittlerweile sind sie ein eingespieltes Team. Raphael Poiree präparierte für seine Frau drei neue Paar Ski, die sie nach Weihnachten von ihrem Ausrüster erhalten hatte. Prompt schaffte sie damit am letzten Wochenende im Sprint von Pokljuka (Slowenien) den Sieg. Da die Latten so gut liefen, schnallte sie sich auch Raphael Poiree tags darauf unter ...
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