Weltprobleme und fair gehandelter Kaffee
Bundesweit erster „Eine-Welt-Jugendkongreß“ tagte über Ostern in Potsdam
Von Donnerstag bis Ostermontag wurde über die brennenden globalen Probleme dieser Welt heftig diskutiert, in Potsdam, bei Deutschlands erstem „Eine-Welt-Jugendkongreß“ Das Treffen in der Gesamtschule Bornstedt vereinte etwa 150 Schüler, Studenten, Praktikanten und Zivildienstleistende aus der gesamten Bundesrepublik, darunter etwa ein Drittel Berlin-Brandenburger Sie gehörten traditionellen „Dritte-Welf'-Organisationen wie „terre des hommes“, Jugendgruppen von kirchlichen Hilfsorganisationen wie „Brot für die Welt“ sowie Umweltschutzverbänden an. Der Einlader und Organisator, das in Hannover ansässige Eine-Welt-Jugendnetzwerk, konnte auch Teilnehmer aus Mexiko, Ghana und den Philippinen gewinnen.
Nach einer afrikanischen Kultur-„Mitmache“, Trommelwirbel und heißen Rhythmen, am Donnerstag abend war der Karfreitag vormittag dem mit Spannung erwarteten Vortrag „Kontinuität des Kolonialismus“ des schwarzen Exil-Südafrikaners Dr Zola Sonkosi gewidmet. Der Lehrbeauftragte für Entwicklungssoziologie an der FU Berlin lud seine Zuhörer zu einem Streifzug durch deutsche Einrichtungen in Südafrika ein. Ob bei einer Siemenstochter in Transkei, einer Mercedes Benz-Niederlassung in Kapstadt, einer deutschen Schule mit einigen schwarzen Schülern in Johannesburg oder auf einer Farm der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Hermannsburg/Natal - überall mußte Sonkosi offene oder versteckte Benachteiligung von Farbigen registrieren. Seine
These: Die meisten Afrikaner sind heute ebenso arm wie vor 30 Jahren - schlimmer noch, sie werden immer ärmer. Hunger, Dürre und Kriege bestimmen ihren Alltag.
An den übrigen Tagen wechselten Vorträge, Kreativworkshops, thematische Arbeitskreise, Projektpräsentationen und Erfahrungsberichte einander ab. Sie umfaßten die ganze Bandbreite global brisanter Themen wie Produkte der 3. Welt - faire Preise?, Klimakatastrophe, die Rolle der Multis, Rassismus/Faschismus. Eingestreut waren aber auch „Entspannungsphasen“ wie Filme, Sightseeing und eine MultiKulti-Party mit einer kurdischen und einer peruanischen Band. Am Sonnabend vormittag ging's zur „Potsdamrallye“ Dabei testeten die Teilnehmer in kleinen Grup-
pen die „Eine-Welt-Verträglichkeit“ der Landeshauptstadt. Etwa, ob in den Läden „fair gehandelter Kaffee“ angeboten würde.
Der Kongreß habe der Wissensvermittlung im großen Rahmen, dem Erfahrungsaustausch, natürlich auch dem Kennenlernen von Gruppen, die sonst nur vom Hörensagen voneinander wüßten, gedient, sei ein „Großfamilientreffen“ gewesen, resümierte der Berliner Abiturient und Chef-Organisator Thomas Pettinger gegenüber ND Insbesondere habe man sich mit Blick auf die Kairoer UN-Weltbevölkerungskonferenz im September mit den wirklichen, gesellschaftlichen Ursachen der Geburtenexplosion und der erdrückenden Schuldenlast der 3. Welt beschäftigt.
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