Morgens lernen, nachmittags sonnen
Gut ausgebildete Englischlehrer unterrichten auf Malta Kinder, Jugendliche, Senioren
Von ELEONORE FINDLING
Malta ist nicht nur ein ideales Urlauberparadies. Die kleine Mittelmeerinsel mit der großen Vergangenheit hat sich in den letzten Jahren zu einer großen Volksuniversität für die englische Sprache entwickelt.
Zwischen den Städten Sliema, Valletta und Floriana gibt es mittlerweile zehn angesehene, amtlich lizensierte Bildungseinrichtungen mit überwiegend ganzjährigem Schulbetrieb. Gut ausgebildete Lehrkräfte unterrichten die Lernwilligen in gepflegtem Oxfordenglisch. Alle sind willkommen: vom Schüler bis zum Senior, vom Anfänger bis zum Manager, der sein Businessenglisch verbessern will. Ich war eine Woche lang Schüler am renommierten Institute of
English Language Studies in Sliema.
Malta bietet für Sprachkurse ein geradezu ideales „Hinterland“. Englisch ist neben Maltesisch gleichberechtigte offizielle Amtssprache. Unzählig die Möglichkeiten für die Studenten, die neuerworbenen Kenntnisse in 4er Praxis anzuwenden, im Cafe, im Bus, auf dem Schiff und vor allem in den Gastfamilien, denn viele junge Leute bevorzugen eine preiswerte Privatunterkunft.
Unkompliziert ist die Aufnahmeprüfung. Jeder Anwärter erhält vor Kursbeginn ein Formular mit einigen Dutzend Quizfragen. Unter drei Varianten ist die richtige Redewendung oder Vokabel anzukreuzen. Ein Punktsystem ermittelt den englischen Wissensstand.
Dann geht es ab in die Klasse, die mit traditionellen Unterrichtsräumen nicht viel gemein hat. Nicht mehr als zehn Schüler (in der Regel weniger), keine Schulbänke, sondern ein großer Tisch, um den sich die Lernenden gruppieren. Nur die Schiefertafel erinnert noch an die gute alte Schule.
Zwischen der Lehrerin, die mitten unter uns sitzt, und den Schülern wird der Lehrstoff, auch die gefürchtete Grammatik, im Gespräch, in Frage- und Antwortspielen erarbeitet. Nur eines ist streng verboten: deutsch zu sprechen. Es darf geschwatzt werden, natürlich in englisch, und wann immer eine neue Vokabel auftaucht, wird sie wort- und gestenreich umschrieben. Das regt die Phantasie an.
Meine Mitschüler kommen aus allen sozialen Schichten, sind Studentin, Malerin, Baumaschinist, Blumenverkäuferin, arbeitslos, Zivildienstleistender, Fotograf, Hotelmanagerin und Rentnerin. Wir repräsentieren alle Altersgruppen zwischen zwanzig und siebzig. Einige sind schon fünf, sechs Wochen dabei, die meisten haben sich für zwei oder drei Wochen eingeschrieben. Als ich mich von der Klasse verabschiedete, war ich zum erstenmal traurig, eine Schule zu verlassen...
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