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Eine Villa im Grunewald

Feuchtwangers Roman über die Familie Oppermann

  • Lesedauer: 2 Min.

Krise und um „die Völkischen , deren braune Truppen die Straßen durchdröhnen. So ganz ernst nehmen sie den hysterischen Hitler nicht. Nur der aus dem Osten stammende Schwager Lavendel, der weiß, wie Pogrome angeheizt werden, warnt: „Unterschätzen Sie den Führer nicht.“ Doch erst, als der Neffe von einem Nazi-Lehrer in den Selbstmord getrieben wird und die NSDAP die Macht übernimmt, wird die Zuversicht erschüttert, es werde so schlimm nicht kommen. Die geliebte Stadt Berlin und ihr „freundliches, vertrautes Gesicht“ hat sich „über Nacht zu einer bösartigen Fratze verzerrt.“ Verhöhnt, beraubt, vertrieben, treffen sich die Op-

permanns in Lugano: „Aber gegen ihre Vernunft hofften sie trotzdem, man wird zurückkehren.“ Gustav, die wichtigste Bezugsperson des Autors, nimmt sich vor: „Er wird 14 Tage bleiben, nicht länger.“ Doch die Naziherrschaft dauert an, und Gustav entschließt

sich, unter falschem Namen nach Deutschland zurückzukehren und Material über Unterdrückung und Folter zu sammeln. Er wird gestellt, ins KZ geworfen. Alte Beziehungen ermöglichen seine Freilas-

sung. Gustav stirbt an den Folgen der Mißhandlungen im Exil. Lion Feuchtwanger, der von einer USA-Reise nicht nach Berlin zurückkehrte, entging so den SA-Horden, die aus Rache seine Grunewaldvilla das genaue Ebenbild der von Gustav Oppermann - verwüsteten.

Feuchtwanger hatte 1931 gegen Rat und Einsicht über den aufkommenden Faschismus diese Villa erworben und ausgebaut und bewohnte sie dann mit seiner Frau nur ein Jahr. 1935 richtete er einen scharfen, sarkastischen „offenen Brief an den Bewohner meines Hauses Mahlerstraße 8 in Berlin“, den die Nazis dort

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