Dieser Text ist Teil des nd-Archivs seit 1946.

Um die Inhalte, die in den Jahrgängen bis 2001 als gedrucktes Papier vorliegen, in eine digitalisierte Fassung zu übertragen, wurde eine automatische Text- und Layouterkennung eingesetzt. Je älter das Original, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass der automatische Erkennvorgang bei einzelnen Wörtern oder Absätzen auf Probleme stößt.

Es kann also vereinzelt vorkommen, dass Texte fehlerhaft sind.

Weiße Krieger, Kinder Gottes und ein Diktator

Durchblicke des Landesamtes für Verfassungsschutz - die rechten Skinhead-Bands und -Fanzines (2)

  • Rainer Funk
  • Lesedauer: 2 Min.

Unverändert bilden Skinhead-Bands und Fan-Magazine, abgekürzt Fanzines genannt, gewissermaßen die Klammer, liefern die geistige Nahrung der Skin-Szene in Berlin und anderswo. Zu dieser Feststellung kommt die jüngste Studie des hauptstädtischen Landesamtes für Verfassungsschutz mit dem Titel „Durchblicke, Rechtsextremismus in Berlin“. ND faßt in einer Serie wesentliche Fakten zusammen.

„Mein politischer Wunsch besteht darin, ein neues Reich zu schaffen. Nord- und Mitteleuropa und Italien müssen zusammenhalten. Wir müssen es weiß machen sowie J..., Moslems, Kommis, Neger und sonstige abartige Rassen ausrotten. An ihrer Stelle werden weiße Krieger, die Kinder Gottes, eintreten oder ansiedeln. Wir brauchen einen Diktator

sowie eine unschlagbare Armee. Sie muß die Weltherrschaft erobern. Somit hat der weiße Mann Platz zum Leben.“

Zitierter Schwachsinn

stammt nicht etwa, wie zu vermuten wäre, aus einer Werbebroschüre der berüchtigten NSDAP aus den 30er Jahren, sondern aus dem Fan-Magazin

„Proißens Gloria , Ausgabe Februar/März 1992.

Der Interviewte war damals 23 Jahre alt und Skin-Band-Führer der vierköpfigen Gruppe „Macht & Ehre“. Sie und die „Landser“-Gruppe hat das Landesamt für Verfassungsschutz in Berlin als rechtsextremistisch eingestuft.

Selbstverständnis und politische Vision beider Skin-Bands ähnelten einander. Deren einpeitschende Rhythmen und brutalen Texte, so heißt es, erzeugen immer wieder eine aggressive Stimmung, die in Verbindung mit exzessivem Alko-

holgenuß oftmals zu Gewalttaten führe.

„Die Musiktexte weisen deutlich rechtsextremistische Inhalte auf. Sie strotzen vor Haß auf Ausländer und Linke, primitiven Aussagen und rassistischen sowie neonazistischen Gedanken,“ stellt Studienautor Dr. Gerd Friedrich Nüske vom Berliner Landesamt fest.

„Auschwitz, Dachau, Buchenwald, wir machen die Juden aufs neue kalt“, „Kanake verrecke, du bist nichts weiter als ein mieses Stück Kacke, du bist das letzte, du bist nur Dreck, du bist nur Abschaum, du mußt hier weg“ - nur zwei von vielen Beispielen perverser

und letztlich zündelnder Songtexte beider Bands.

Gegen deren Mitglieder laufen Ermittlungen wegen des Verdachtes auf Volksverhetzung, Aufstachelung zum Rassenhaß und Gewaltdarstellung. Am 3. Februar dieses Jahres wurden auf Beschluß des Amtsgerichtes Tiergarten ihre Wohnungen durchsucht.

Ein Verfahren gegen den Herausgeber des Fan-Magazins „Proißens Gloria“ - ebenfalls wegen Volksverhetzung wurde übrigens inzwischen „mangels ausreichendem Tatverdacht“ eingestellt.

RAINER FUNKE

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.