Wenn Dr. Matthias Rath ruft, dann strömen sie in Scharen: Hilfesuchende, Verzweifelte, von der Schulmedizin Enttäuschte, Neugierige, Anhänger. Am Mittwochabend rief Dr. Rath ins Berliner Tempodrom zum Vortrag »Krebs ist heilbar! Natürlich«, und etwa 2000 kamen.
Es war eine Veranstaltung zwischen Volksfest, revolutionärer Widerstandsmanifestation und perfekter Inszenierung. Um 17 Uhr öffnen sich die Tore, gegen 18 Uhr füllt sich die Vorhalle. Ein Jahrmarkt der Gesundheit hat sich aufgebaut: Dr. Raths Gesundheitsallianz, Dr. Raths Gesundheitsstiftung, Internetecke www.dr.-rath.com, Initiative für Naturheilverfahren. »Warum kennen Tiere keinen Herzinfarkt...aber wir Menschen« - ein Buch von Dr. Rath, das für 10 Euro angeboten wird. Wer sich für 10 Exemplare entscheidet, bekommt sie für 60 Euro. Dr. Raths Gesundheit-Akademie in Wittenberg bietet Ausbildungskurse zum Berater für Zellular Medizin an. Die Kursgebühr liegt bei 1400 Euro, für Berater 1260 Euro. Für Übernachtung werden die Teilnehmer gebeten selbst zu sorgen.
Journalisten werden mit Misstrauen bedacht: »Wollen Sie auch den negativen Mist schreiben. Machen Sie nur weiter so, bald werden Sie allein sein mit Ihren verbrecherischen Lügen. Wir sind eine Lawine und nicht mehr aufzuhalten«, faucht mich ein Mann an. Das wiederholt sich mehrfach.
Als der große, kräftige Mann mit dem ebenmäßigen Gesicht und dem graugewellten Haar dann auf der Bühne erscheint, schlägt ihm eine Welle der Sympathie entgegen. Dr. Rath spricht ruhig, überlegt und setzt auf die Reaktion der Zuhörer, bei Fragen ins Publikum sind die Antworten aus der Menge vorhersehbar.
Die Steuerreform versteht keiner, die Gesundheitsreform auch nicht. Doch die Botschaft von Dr. Rath versteht jeder. Sie ist ebenso einfach wie überzeugend: Du, Bürger und Mensch, bist in der Lage, deine Gesundheit in die eigenen Hände zu nehmen, deinen Körper vor bösen Krankheiten zu schützen, du bist nicht mehr hilflos ausgeliefert der Allmacht der großen Pharmakonzerne, du hast die Kraft, dich vor ihnen zu schützen. Das Pharma-Kartell, von John Rockefeller in den USA einst initiiert, habe sich wie ein allmächtiges Krebsgeschwür über die Welt verbreitet. Ziel sei nicht die Beseitigung von Krankheiten, sondern der Profit an körperlichen Gebrechen. Deshalb unternähmen die Pillen-Multis alles, um die Überwindung von Krankheiten zu verhindern, sie schreckten vor keinem Verbrechen zurück. Dr. Rath zieht historische Parallelen: Zwischen Galilei und Dr. Rath. Der Astronom musste die Wahrheit noch unter Folter widerrufen. Doch Dr. Rath wird allem Druck widerstehen. Krebs ist heilbar, so die Wahrheit des Mediziners, wenn man ihn mit den Kräften der Natur, mit Vitaminen und Aminosäuren behandelt. Mit Dr. Rath kommt die Zeitenwende in der Medizin. Profit, schleudert er seinen Kritikern entgegen, die ihn einen Scharlatan nennen, wolle er nicht machen. Alle Erlöse gehen in eine gemeinnützige Stiftung zur Erforschung von Naturheilverfahren. Ungeteilte Zustimmung im Saal.
Aus Sicht der Deutschen Krebshilfe oder des Bundesinstituts für Arzneimittel gibt es keinen Beweis für Raths Thesen, für Rath sind dies Stimmen im Auftrage der Pharmagiganten.
Das Schicksal des kleine Dominik prägt in Bild und Ton das Geschehen auf der Bühne. Der Achtjährige war im September 2002 an Knochenkrebs am Bein erkrankt. Es folgten Metastasen in der Lunge. Ärzte der Uniklinik Münster behandelten den Jungen mit Chemotherapie. Auf Wunsch der Eltern wurde die Therapie unterbrochen, da Dominik offensichtlich schwer unter der Behandlung litt. Sie wandten sich an Dr. Rath, und der setzte die Zell-Vitalstoff-Therapie ein, das heißt, er behandelte mit Vitaminpräparaten. Auf Röntgenaufnahmen vom 9. Januar waren die Lungenmetastasen nicht mehr sichtbar. Neun Monate Zellular Medizin, und Dominik war genesen. Obwohl abwesend, war Dominik Kronzeuge der Heilung durch Vitamine. Bleibt er gesund, wird jede Seite den Sieg für sich verbuchen, stellen sich Komplikationen ein, wird man die Schuld beim anderen finden. Um Dominik hat sich eine Schlacht um Sorgerecht und Behandlungsmethoden entwickelt, Dr. Rath hat gegen Prof. Dr. Heribert Jürgens von der Uniklinik Münster Strafantrag wegen Totschlags gestellt, der allerdings zurückgewiesen wurde.
Pressekonferenz nach Abschluss der Veranstaltung. Nur wenige kommen. Dr. Rath hatte die Medien einer scharfen Kritik unterzogen, auf der Großleinwand Journalisten mit Bild und Namen gegeißelt. »Spiegel«, »Fokus«, »Panorama« - alle würden sie Lügen über ihn verbreiten. Und wir würden sehen, welche Schmutzfinken nach der Veranstaltung noch hinzukommen. Kameras sind zur Pressekonferenz nicht zugelassen. Ein Vox-Kamerateam muss seine Gerätschaft ohne Diskussion wieder abbauen. »Wir lassen uns nicht mehr vorführen«, sagt Dr. Rath. »Erst wenn sich die Berichterstattung wieder normalisiert hat, können auch die Kameras wieder kommen.« Sprachs und verlässt, von Sicherheitsleuten abgeschirmt, den Saal.