Karsdorfer Bahn in der Insolvenz

Personenverkehr der KEG nicht betroffen

Seit dem 31. Januar fielen die Regelzüge der Karsdorfer Eisenbahn (KEG) aus, die sie für Mineralölgesellschaften fuhr. Am 12. Februar beantragte Bernhard van Engelen, Geschäftsführer des mittelständischen Unternehmens, beim Amtsgericht Hagen für die KEG und die hundertprozentige Tochtergesellschaft Waggonbau Brüninghaus das Insolvenzverfahren.

Der Gang zum Gericht »war notwendig geworden«, begründete van Engelen, »um in der knappen Liquiditätssituation Gläubigerschutz zu erhalten und tragfähige Sanierungskonzepte zu entwickeln«. Die KEG ist nicht das erste Opfer auf dem umkämpften Markt des Schienengüterverkehrs, aber das bisher größte. Die Bahn war 1992 durch den Kauf der Anschlussbahn des Zementwerkes Karsdorf in Sachsen-Anhalt entstanden. Seit 1995 waren die KEG-Lokomotiven auf vielen Baugleisen in Deutschland unterwegs. 1999 beteiligte sich die KEG zu 30 Prozent an der Burgenlandbahn, deren Triebwagen in Sachsen-Anhalt rund um Naumburg und Merseburg fahren. Im selben Jahr stieg die Bahn ganz groß in den Güterzugverkehr ein, fuhr mit rumänischen Diesellokomotiven schwere Kerosinzüge von der Raffinerie Lingen-Holthusen nach München und von Großkorbetha nach Hamburg. Das Geschäft lief so gut, dass die Bahn Lokomotiven und in Rheine eine Triebwagenhalle der Deutschen Bahn (DB) mieten musste. Auch im Hydrierwerk Tröglitz bei Zeitz war Bernhard van Engelen aktiv. Dort übernahm die KEG die Anschlussbahn und fuhr für Shell die Kesselwagenzüge. Wahrscheinlich wurden nun das schnelle Wachstum und interne Fehler der Karsdorfer Eisenbahn zum Verhängnis. Die KEG hatte für die Waggonbau Brüninghaus einen Großauftrag von 200 Kesselwagen aquiriert. In dem Waggonbau-Unternehmen musste dazu investiert werden. Weil sich aber die Auslieferung der Kesselwagen und damit auch deren Bezahlung verzögerten, kam es zu finanziellen Engpässen. Zur Insolvenz kam es schließlich, als die DB die Nutzung ihrer Strecken kündigte, weil die KEG mit der Bezahlung der Trassengebühren im Rückstand war. Railion Deutschland, das Güterunternehmen der DB, nutzte die Gelegenheit, um einen Teil der Güterverkehrsleistungen der KEG zu übernehmen. Auch private Bahngesellschaften, wie rail4chem und die Hafenbahn Köln traten an die Stelle der KEG. Betroffen von der Insolvenz sind 339 Mitarbeiter, davon 190 in Rheine, Schwerte, Tröglitz und Karsdorf sowie 149 im Waggonbau Brüninghaus. Die Belegschaft erhält mittlerweile Insolvenzausfallgeld. Unberührt von der Pleite sind der Personenverkehr der Rügenschen Kleinbahn, wo die Karsdorfer Eisenbahn den »Rasenden Roland« fährt, der Burgenl...

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