Vorsicht, Verwechslungsgefahr!

Zwei Kiez-Vereine vor Gericht: BFC Viktoria 89 will keinen LFC Victoria 92

  • Matthias Koch
  • Lesedauer: 2 Min.
Provinzposse oder notwendiger Akt? Das ist hier die Frage. Vor dem Amtsgericht Charlottenburg trafen sich am Dienstag zwei Fußballvereine zu einem ungewöhnlichen Zivilprozess. Der VfB Lichterfelde, Tabellenachter in der Oberliga Nord des Nordostdeutschen Fußball-Verbandes, wollte sich in Lichterfelder Fußball-Club (LFC) Victoria 89 umbenennen - und erhielt in erster Instanz eine Abfuhr. Kläger war der Berliner Fußball-Club (BFC) Viktoria 89. Der deutsche Meister von 1908 und 1911 kickt heute in der sechsten Liga. Traditionsbewusste Mitglieder sahen mit der in Lichterfelde angestrebten Umbenennung die Gefahr der Verletzung ihres Namensrechtes. Dieser Argumentation folgte auch Richter Dr. Maiazza. »Wenn der gesamte Name genannt wird, gibt es sicher kaum Verwechslungsgefahr. Aber darauf kommt es nicht an. In der Presse oder - nach größerem Erfolg - bei Rundfunkübertragungen würde nur von LFC Victoria oder Victoria Berlin die Rede sein«, meinte der Richter. Maiazza schlug den unterlegenen Lichterfeldern vor, Viktoria 89 »die Verwässerung seines Namens zu honorieren«. Als Streitwert legte er 6000 Euro fest. Bei Sven Leistikow, Prozessbevollmächtigter und Präsident von Viktoria 89 in Personalunion, stieß er damit auf taube Ohren. Leistikow: »Es geht nicht um Geld. Wir wollen den Namen exklusiv behalten.« Damit kommt Lichterfelde in arge Probleme. Denn der VfB verwendete in jüngster Zeit auf Ankündigungsplakaten, Programmheften und selbst bei Ansagen des Stadionsprechers nur noch den Namen LFC Victoria 89. Jetzt ist es gerichtlich untersagt, diesen ins Vereinsregister eintragen zu lassen oder in Geschäftspapieren und Publikationen zu verwenden. Zuwiderhandlungen werden mit einer Geldbuße von 2000 Euro bestraft. Obwohl der Richter einer anderen Entscheidung in nächster Instanz nur wenig Chancen einräumt, behält sich Lichterfelde nach Zustellung der Urteilsbegründung eine Berufung vor. »Victoria steht für Sieg. Es gibt 60 Fußballvereine in Deutschland, die diesen Namen tragen. Mit Lichterfelde kann keiner etwas anfangen. Deshalb haben unsere Mitglieder im Mai mehrheitlich für eine Umbenennung votiert«, erklärte VfB-Präsident Rainer Rotter. Für die Lichterfelder, die mit 37 Mannschaften die größte Jugendabteilung der Bundesrepublik besitzen, wäre der Name Victoria aber auch wegen eines Sponsors wichtig. Der heißt Victoria Versicherungen. Das Auftauchen des Gönners im Namen bezeichnete Richter Dr. Maiazza als »eleganten Schleichweg«. Lichterfelde will Viktoria 89 in den nächsten Tagen mit anderen Angeboten ein Entgegenkommen schmackhaft machen. Dem Vernehmen nach möchte Lichterfelde mit Altmeister Viktoria irgendwie kooperieren. Haken an der Sache: Schon im Jahr 2002 scheiterten eine gemeinsame Fusion am Widerstand von Viktoria.

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