Alte Krieger wachen im Palast der Republik
Am Schloßplatz paradieren Kopien der »Terrakotta-Armee« des ersten Kaisers von China
Ab morgen bis Ende Juni will die Wanderausstellung von Terra Präsenta Besucher in den Palast der Republik locken. Die Idee für die Schau entstand vor rund drei Jahren, erklärten gestern die Veranstalter Ralph Grüneberger und Burkard Pfrenzinger. An ihrer Seite informierte Prof. Dr. Erling von Mende, Sinologe an der Freien Universität Berlin, über die Geschichte des für Reformfreudigkeit wie Grausamkeit bekannten Kaisers. Die Darstellungen über den Herrscher seien so finster, erläuterte er, weil im alten China immer die Sieger die Geschichte der Besiegten schrieben und kaum ein gutes Wort für sie übrig hatten.
Während der Grabhügel 1961 zum Baudenkmal erklärt worden war, stießen erst 1974 Bauern in der Provinz Shaanxi zufällig auf Scherben der Terrakottaarmee des ersten Kaisers. Sie wollten einen Brunnen bohren, kamen aber nicht in den Boden. Seither dauern die Grabungen an. Die deutsche Fassung des vom Tourismusverlag Chinas herausgegebenen sehr guten Ausstellungskatalogs dokumentiert das in Wort und Bild. Hier wird deutlich, dass die Ausstrahlungskraft der Kopien von 2002 niemals die der Originale erreicht. Möglicherweise liegt es an der Herstellung. In der Schau wird ein alter Brennofen gezeigt. Die Original-Brennstätten für die Krieger, von denen jeder persönliche Gesichtszüge besitzt, sollen noch nicht gefunden worden sein.
Die echte Terrakotta-Armee bewachte nach dem Tode des Kaisers sein Reich in einem unterirdischen Palast unterhalb seines Mausoleums. 700000 Menschen arbeiteten an dem Monumentalgrab 115 Meter unter der Erdoberfläche, mit dessen Errichtung der Kaiser unmittelbar nach der Thronbesteigung beginnen ließ. Der Bau dauerte 38 Jahre und wurde erst nach dem Tode des Herrschers beendet. Noch heute sind die Ausmaße der Anlage ungewiss. Man fand auf einer Fläche von 56,25 Quadratkilometern 50000 archäologisch wertvolle Gegenstände. Es heißt, im unterirdischen Palast seien die Krieger bewaffnet gewesen. Pfeile hätten ihren Weg genommen, wenn sich jemand der Armee genähert hätte. Ein Jahr nach dem Tode des Kaisers wurde die Grabstätte bei einem Volksaufstand gestürmt. Die Aufständischen holten sich die Waffen und zündeten den unterirdischen Palast an. Das Feuer wütete drei Monate. Dabei wurde auch das Mausoleum zerstört.
Der Palast der Republik bietet genug Raum für die Schau, für die noch 50 Krieger in China nachbestellt worden sind, hieß es. Großzügig ist die Ausstellungsfläche konzipiert. Selbst nach außen hin wollen die Veranstalter den Palast noch bis Samstag chinesisch wirken lassen.
13.3. bis Ende Juni, tägl. 10 bis 20 Uhr, Einlass bis 19 Uhr, Eintritt 8/7, Schüler 5 Euro, Palast der Republik, Schloßplatz, Mitte, www.terrakottaarmee.de
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