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Der Grüne Ring schließt sich in Ziegenhals

Auf Leser-Vorschlag wandern wir am Sontag, 18. September, zur Thälmann-Gedenkstätte

  • Fritz Schr?de
  • Lesedauer: 3 Min.

Borgsdorf, Birkenwerder, Strausberg, Erkner, Gosen, Müggelberge, Eichwalde, Potsdam - bei mehr als 50 Wanderungen seit Ende der 60er Jahre haben wir innerhalb des Grünen Rings im S-Bahnbereich keinen Fußbreit ausgelassen. Meinten'wir...

Unseren Lesern Susanne Dorn aus Wildau und Alfred Görs aus Prenzlauer Berg ein Dankeschön dafür, daß sie uns nach dem Aufruf bereits im Vorjahr auf weiße Flecke unserer Wanderkarte aufmerksam machten. Tatsächlich: Königs Wusterhausen als Start und die Thälmann-Gedenkstätte im Sporthaus Ziegenhals hatten wir noch nicht. Diese Strecke ist nun am 18. September ins Auge gefaßt.

Warum eigentlich bisher nicht, versuchten wir zu ergründen. Lag's an berühmten objektiven Schwierigkeiten? Einige Antworten erhielten wir bei unseren Erkundungen für

die Wandertour vor Ort. KW und sein Ortsteil Neue Mühle sind seit fast 100 Jahren traditionelle Ausflugsgebiete der Berliner. Man dampfte schon damals mit dem Schwarzen Zug problemlos nach J.w.D. In Riedels Gasthof beispielsweise gab es bereits Anfang unseres Jahrhunderts die beliebten Pfingstkonzerte, Familien konnten Kaffee kochen, es wurde im Grünen getanzt oder im Tiergarten Neue Mühle spaziert. Allein in der erwähnten Gaststätte, nur eine von Dutzenden, verfügte man vor dem ersten Weltkrieg über Hunderte von Innen- und Außenplätzen, die auch bei Boxkämpfen stets ausgebucht waren.

Auch heuer ist das von uns speziell für das „Quiz unterwegs“ stets gesuchte heimatkundliche Drumherum leicht beim engagierten Fremdenverkehrsverband Dahmeland am Nottekanal oder bei der hilfsbereiten Stadtverwaltung zu erfahren.

Schwieriger wird es schon, wenn man in nördlicher Richtung loszieht, wo die Stadtkarten meist enden und wir die bergbaulich genutzten Gruben der Kalk- und Sandsteinwerke Niederlehme oder ein gerade entstehendes Gewerbegebiet umrunden müssen. Gleiches ist bei dem nicht nur zu DDR-Zeiten militärisch genutzten Gelände unweit des Miersdorfer Werders vonnöten. Und bald bemerkten wir, daß die gewünschten Routen von 8 bzw 13 Kilometern infolge unvermeidlicher Hakenschläge schwer im Limit zu halten sind. Dank unseres bewährten Fährtensuchers Wolfgang von den Copenicker Wanderfreunden nahmen wir jedoch auch diese Hürde.

Wer über diese bislang weißen Flecke auf der Karte Näheres erfahren will, muß etwas mühsam bei Einheimischen älteren Jahrgangs recherchieren. Wie etwa sind die seltsamen, mit Kiefern be-

pflanzten Überreste alter Bunker zu erklären, und warum wurden während des Krieges zwischen dem Schmöckwitzer Werder und dem Uklei-See bei Kablow von alliierten Bomberverbänden Hunderte von Luftminen in die Wälder gesetzt? Man suchte, wie wir erfuhren, die Außenstelle der Hiag-Chemiewerke, wo in den unterirdischen Bunkern kasernierte Fremdarbeiter und Häftlinge in vier Schichten schufen mußten, um Treibstoffe für Hitlers „Wunderwaffen“ V2 und VI zu produzieren.

Interessant für Wandersleute wird auch die Zielgaststätte Sporthaus Ziegenhals sein, wo nach Hitlers Machtantritt am 7 Februar 1933 die letzte Tagung des ZK der KPD, die sogenannte Zeuthener Tagung, unter Leitung von Ernst Thälmann abgehalten worden war. Die Gedenkstätte ist gut erhalten, und neben dem historischen Tagungszimmer kann man im Garten auch das Schiff-

chen besichtigen, mit dem einige Teilnehmer vor dem Zugriff der faschistischen Häscher über den Großen Zug in Sicherheit gebracht wurden. Am Wandertag werden Historiker vor Ort gesprächsbereit sein.

Einiges Kopfzerbrechen bereitete uns die Frage, wie unsere Wandersieute am Nachmittag nach Hause kommen. Bekanntlich verkehren nur wenige Linienbusse nach Schmöckwitz, Erkner oder KW Auch das ist unterdessen geklärt: Es werden zusätzlich drei bis vier Busse nach KW pendeln.

Und so dürfen wir uns rundum auf die 52. Tour mit dem ND freuen. Über das Quiz unterwegs und seine Geheimnisse werden wir noch informieren, ebenso über die Gartenparty in Ziegenhals.

Start: Sonntag, 18. September, 8 bis 11 Uhr, am Bahnhof Königs Wusterhausen.

FRITZSCHRODER

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