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Vaillant verlagert Produktion
Gewerkschaft kämpft um Arbeitsplätze und soziale Absicherung
Menschenkette, Autokorso, Unterschriftenlisten und viele weitere Aktionen haben das Aus für die Wandgerätefertigung des Heizgeräte-Herstellers Vaillant in Gelsenkirchen nicht verhindern können. Über die Hälfte der 243 Mitarbeiter werden ihre Jobs verlieren.
Das Heizgerätewerk Vaillant in Nordrhein-Westfalen schreibt zwar schwarze Zahlen, dennoch ist die Schließung Unternehmenssprecher Ebrulf Zuber zufolge beschlossene Sache. Die Fertigung soll künftig in Remscheid erfolgen. Gespräche über einen Sozialplan haben bereits begonnen. Dabei möchte der Betriebsrat, der die Verlagerung der Produktion nur für einen Zwischenschritt auf dem Weg nach Osteuropa hält, so viel wie möglich für den Standort herausholen und hofft auf die Hilfe der Politik. Am Freitag besuchte Nordrhein-Westfalens (NRW) grüne Umweltministerin Bärbel Höhn das Werk. Betriebsrat Jochen Bartsch berichtete der Ministerin von einem hart erkämpften Teilerfolg: Nicht alle 243 Arbeitsplätze gehen verloren, 110 bleiben in Gelsenkirchen. Die Ersatzteil- und Rohrfertigung solle ausgebaut und zwölf Arbeitsplätze für die Vorserienproduktion von Heizgeräten auf der Basis erneuerbarer Energien eingerichtet werden. »Da geht es um Prototypen für eine mögliche spätere Serienfertigung«, erläuterte der Betriebsrat. Noch seien auf Solar- und Brennstoffzellentechnologien beruhende Produkte und die so genannte Zeolith-Wärmepumpe aber ganz zarte Pflänzchen. Selbst wenn es zur Produktion käme, sei keinesfalls gesichert, dass diese in Gelsenkirchen liefe. Zurzeit testet Vaillant in Modellprojekten in Gelsenkirchen, Essen und Düsseldorf die zukunftsweisende Brennstoffzellentechnologie zur dezentralen Strom- und Wärmeversorgung. Die rund 2,2 Millionen Euro teuren Probeläufe fördert NRW mit 800000 Euro. Auch künftig werde NRW innovative Umwelttechnologien fördern, kündigte Höhn an. »Wir werden auch darüber nachdenken müssen, wie die Förderungen an Auflagen für die Unternehmen gekoppelt werden können, um die Effekte im Land zu halten«, so die Ministerin. Förderungen seien immer schwerer zu realisieren seien und EU-Mittel würden durch die Osterweiterung künftig fehlen. Viele Vaillant-Mitarbeiter aus Gelsenkirchen sind 50 Jahre alt und der Betriebsrat befürchtet, sie könnten in die Sozialhilfe zu rutschen. »Wir versuchen Vorruhestandsregelungen zu treffen, um die Zeit bis zur Rente zu überbrücken« sagte Jochen Bartsch. Auf den Zeitfaktor setzt der Betriebsrat auch bei der Verlagerung der Produktion, die bis Mitte des Jahres abgeschlossen sein soll. Es müsse sich in der Praxis erst noch erweisen, ob die Umstrukturierungspläne des Unternehmens umzusetzen seien. »Wenn nicht, stehen wir bereit, um die Arbeit hier in Gelsenkirchen zu machen«, so Bartsch. Ein bei einem Wirtschaftswissenschaftler in Auftrag gegebenes Gutachten zur Überprüfung der konzernweiten Pläne habe gezeigt, dass viele Arbeitsplätze in Gelsenkirchen hätten bleiben können. »Dazu hätte Vaillant aber Abstriche bei der beabsichtigten Einsparung von 35 Millionen Euro machen müssen. Die Bereitschaft auch nur auf eine Million zu verzichten ist aber gleich null«, beklagte der Betriebsrat. Bärbel Höhn bat er initiativ zu werden, um den 110 verblieben...Zum Weiterlesen gibt es folgende Möglichkeiten:
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