Vertrauen und Verantwortung

Kurt Turba wird 75

  • Hanno Harnisch
  • Lesedauer: 1 Min.
Für Erich Honecker muss Kurt Turba so etwas wie ein Rotes Tuch gewesen sein. Für Walter Ulbricht ein Hoffnungsträger. Und umgekehrt. Kurt Turba war, nach einer Blitzkarriere als FDJ-Funktionär, Anfang der sechziger Jahre Chefredakteur der legendären FDJ-Studentenzeitschrift FORUM, die sich damals auch schon mal einen Streit mit dem allmächtigen »Neuen Deutschland« leistete. Ulbricht machte ihn - gegen den erklärten Willen des im ZK für Jugendfragen zuständigen Sekretärs Erich Honecker in dessen Abwesenheit - zum Vorsitzenden der Jugendkommission. Das ZK der SED beschließt - unter Turbas Federführung - im Herbst 1963 das Jugendkommuniqué »Der Jugend Verantwortung und Vertrauen«. DT 64 wird gegründet. Seine Handlungsfreiheit gerät ab dem Herbst 1965 zunehmend unter Druck, da sich Honecker gegen den Liberalisierungskurs Ulbrichts stemmt. Ab Sommer 1965 sitzt Honecker als Sekretär des Zentralkomitees an der zweitwichtigsten Schaltstelle des Apparats. Das Jugendradio überdauert die Rücknahme dieses Reformpolitikansatzes durch das 11. Plenum im Dezember 1965. Der Jugendfunktionär Turba nicht. Er wird in die Wüste geschickt. Die hieß in der DDR nicht Lager, sondern war für ihn ein Posten beim Allgemeinen Deutschen Nachrichtendienst ADN. Bis 1990 dient er dort seiner Partei. So lange gab es auch DT 64. Das feiert im Mai 40. Geburtstag. Pensionär Turba Heute.

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