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Erneut Toter in Rostocks Rotlicht

Knallhartes Geschäft: Nach .Affäre Kordus' nun ,Fall Bienenstock'

  • Lesedauer: 3 Min.

Die Alarmglocken in Rostock schrillen immer lauter: Das Rotlicht-Milieu, das wurde in der Nacht zum Mittwoch erneut und brutal bewiesen, ist nicht nur Ort amouröser Schäferstündchen. Der inzwischen vierte Tote in gut einem Jahr allein in der Hansestadt macht deutlich, daß es in diesem Milieu um knallharte Geschäfte geht. Die Szene sei eindeutig „eine Brutstätte der Kriminalität“, meint die Polizei.

Gerade noch waren die Kontakte des inzwischen vom Dienst freigestellten Chefs des LKA, Siegfried Kordus, zur Bordellszene im Gespräch, da gibt es den „Fall Bienenstock“. Unbekannte Täter überfielen in der Nacht zum Mittwoch die gleichnamige Nachtbar in Warnemünde. Ein Mann wurde getötet und zwei weitere schwer verletzt. Der Überfall scheint bereits aufgeklärt. Die Polizei habe „mit großer Sicherheit“ alle Personen vorläufig festnehmen und zum Teil verhören können, die sich zum Zeitpunkt der Tat in der Nachtbar aufgehalten hatten, teilte Rostocks Polizeidirektor

Dieter Hempel mit. Er ließ keinen Zweifel daran, daß sich unter den Festgenommenen auch die zwei Täter, die bei der Auseinandersetzung selbst verletzt wurden, befinden.

Pikanterweise ist der Warnemünder „Bienenstock“ nur einige hundert Meter von jenem Gästehaus der Polizei entfernt, in dem der frühere Rostocker Polizei-Chef Kordus wiederholt Prostituierte empfing. Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Rudi Geil (CDU) hatte diese speziellen Untersuchungen von Kordus am Dienstag scharf kritisiert: Auch wenn ein strafrechtlicher Aspekt bislang nicht vorliege, sei der Behördenleiter seiner Funktion „ganz eindeutig“ nicht gerecht geworden.

Hohe Mitarbeiter in seinem Ministerium hätten von den Kordus-Kontakten seit Monaten gewußt, die Dinge aber für „strafrechtlich nicht relevant“ gehalten und die Informationen daher nicht weitergeleitet, erklärte der Minister. Nun droht in der Sache ein politisches Nachspiel.

Mit dem neuen „Fall Bienenstock“ wird in der Öffentlichkeit aber erneut nach der politischen Mitverantwortung für eine Vernetzung von Rotlicht und Kriminalität gefragt. Nach dem Doppelmord im Zuhälterbereich vom Oktober 1993, der den ermittelnden Beamten einer Rostocker Sonderkommission gewissermaßen als „Nebenprodukt“ die Erkenntnisse zur „Affäre Kordus“ bescherte, wird der Ruf nach einer Sperrbezirksverordnung für die größte Stadt Mecklenburg-Vorpommerns immer lauter.

Rostocks OB Dieter Schröder (SPD) bestätigte inzwischen, daß die Stadt so eine Verordnung praktisch fertig in der Schublade hat. „Die nützt aber erst was, wenn auch der Standort für das künftige Bordell feststeht“, so Schröder. Der Hauptausschuß der Bürgerschaft habe sich jetzt nach langen Untersuchungen auf einen solchen Platz in Rostock-Marienehe geeinigt, ein Investor stehe auch schon bereit. Die Verwirklichung dauere aber bis Ende 1995. dpa/ADN/ND

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