- Sport
- Fußball
Das Ende des VfB Leipzig
Kracht: »Rabenschwarzer Tag« / Nachwuchs unter 1. FC Lok?
Das Ende des ersten deutschen Fußball-Meisters ist seit Mittwoch beschlossene Sache. Denn der hochverschuldete und bis in die Viertklassigkeit abgestürzte VfB Leipzig wird aufgelöst. Das ist die Konsequenz aus dem Beschluss der Gläubigerversammlung, die die Erstellung eines Insolvenzplans abgelehnt hat. »Nach Abschluss des Insolvenzverfahrens wird der Verein aus dem Vereinsregister gelöscht. Eine Rettung ist nun nicht mehr möglich«, so Insolvenzverwalter Friedberg Striewe.
»Dies ist ein rabenschwarzer Tag für mich. Ich werde einige Nächte darüber schlafen, um dann persönliche Konsequenzen zu ziehen«, kommentierte das Not-Vorstandsmitglied, der ehemalige Bundesligaprofi Torsten Kracht, den Niedergang seines Vereins. Kracht, der bis zuletzt um den Erhalt des Vereins gekämpft hat, war übrigens von dem nicht ganz unumstrittenen Insolvenzverwalter Striewe sogar mit einem Hausverbot bedacht worden.
Der für die Misere mitverantwortlich gemachte und inzwischen abgetretene VfB-Präsident Reinhard Bauernschmidt hatte die Ablösung Striewes erwirken wollen, war damit aber gescheitert. Die im Saal 100 des Amtsgerichtes Leipzig anwesenden Gläubiger entschieden sich bei einer Abstimmung gegen eine Absetzung des Insolvenzverwalters und zugleich für die Liquidation des Vereins. Bauernschmidt reagierte auf die Vorgänge enttäuscht: »Mit einem anderen Insolvenzverwalter wäre eine größere Chance für eine Rettung da gewesen.« Striewe nahm diese Aussagen gelassen zur Kenntnis und verwies darauf: »Diese Saison kann noch zu Ende gespielt werden.«
Der VfB Leipzig leistet bekanntlich eine vorbildliche Jugendarbeit in der Region. Deshalb wurde in den letzten Wochen heftig darüber gestritten, wie die Nachwuchsmannschaften gerettet werden können. Da war von einem »mitteldeutschen Leistungszentrum« und von einer Fusion mit dem verfeindeten Lokalrivalen FC Sachsen und sogar von einer Kooperation mit dem Zweitligisten Erzgebirge Aue die Rede.
Nach Lage der Dinge besteht für die Nachwuchsmannschaften - die Junioren spielen immerhin in der Bundesliga - wahrscheinlich die Möglichkeit, in der nächsten Saison in einem neuen Verein in den bisherigen Spielklassen zu bleiben. Die Mitgliederversammlung des VfB Leipzig hatte bereits im März beschlossen, dass die Nachwuchsteams vom wieder gegründeten 1. FC Lokomotive Leipzig übernommen werden. Die Männermannschaft, die ebenfalls unter dem 1. FC Lok spielen wird, müsste wahrscheinlich in der untersten Kreisklasse neu beginnen. Ein »Fußball-Gipfel« im Leipziger Rathaus, der heute unter Vorsitz von Sport-Bürgermeister Holger Tschense vorgesehen ist, könnte weitere Klarheit bringen.
Der VfB Leipzig war 1896 gegründet worden und gewann 1903 das erste Endspiel um die deutsche Meisterschaft. Weitere Titel folgten 1906 und 1913. Zu DDR-Zeiten wurde der Verein über mehrmalige Umbenennungen zum 1. FC Lokomotive Leipzig und errang vier Pokalsiege und wurde drei Mal Vizemeister. Höhepunkt in der Vereinsgeschichte war der Einzug ins Finale des Europapokals der Pokalsieger 1987. Im Juli 1991 wurde der Verein wieder in VfB Leipzig umbenannt und spielte 1993/94 für eine Saison in der Bundesliga. Der Versuch, nach dem Abstieg aus der 2. Liga 1998 und der ersten Insolvenz in der Saison 1999/2000 die Rückkehr auf die große Fußballbühne mit Profibedingungen zu erzwingen, führte letztlich zum wirtschaftlichen und sportlichen Untergang. Das neuerliche Insolvenzverfahren war am 2. Februar 2004 eröffnet worden, weil sich inzwischen schon wieder 4,8 Millionen E...
Zum Weiterlesen gibt es folgende Möglichkeiten:
Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.