„pro musica“-Chor mit 88jähriger
Treptower Singegemeinschaft bot zum Jubiläum Herbstliches mit hellem Klang
„Der Herbst steht auf der Leiter“, dieses Lied von Manfred Schmitz mit all den reizvollen Modulationen, nach Worten von Peter Hacks, paßte in doppelter Hinsicht: jahreszeitlich und zur Charakterisierung der Singegemeinschaft „pro musica“ aus Treptow, die ihr 20jähriges Bestehen unlängst im Rathaus des Stadtbezirks beging, der die Amateursänger auch zu den nächsten Treptower Festtagen eingeladen hat. Der Gründungsname Seniorenchor. Treptow weist - auch wenn es in manchem Verjüngung unter den 80 Mitgliedern gibt - auf den Lebensherbst hin, den die Vokalisten sich und anderen singend ver-
süßen. Und so war denn auch das temperamentvoll-verschmitzte tschechische Volkslied „Großmama will tanzen“ am rechten Platze.
Übrigens wandert man, kegelt, verreist, liest und diskutiert zum Teil auch gemeinsam. Soweit ersteres heute noch machbar ist. Denn mancher ist schon im Seniorenheim. Ilse Ness, die für die Kulturarbeit im Chor verantwortlich war, kann da heute nicht mehr mithalten. Sie ist Chor-Nestorin, singend aber noch immer dabei - 1906 geboren! Und unter den sieben Mitgliedern (sämtlich Frauen), die für (mindestens) 25 Jahre Chorsingen mit einer Ehrenurkun-
de des Berliner Sängerbundes bedacht wurden, waren immerhin weiter die Jahrgänge 1908, 1909, 1913, 1914, 1915 vertreten.
Der Chorklang wirkt jung. Man bevorzugt Volkslieder aus nicht weniger als zehn Ländern bis zum kubanischkarnevalesken „Que si, que si“ mit Rumbakugeln und dem spanischen „Ein Haus hab' ich“ mit Kastagnettenklang. Flott die moldawische „Weinernte“ Doch das Repertoire ist breitgefächert. So konnte man denn Händeis Friedenschor aus „Ottone“ und Verdis Gefangenenchor aus „Nabucco“ sowie den „Dona nobis pacem“-Kanon hören. Auch heu-
te nicht ausgeklammert wird das DDR-Chormusikschaffen. Der Weimarer Karl Dietrich war mit dem freundlichen „Mensch sein“, der Berliner Rolf Lukowsky mit den „Abendlichtern auf der Spree“ vertreten.
Jährlich gibt es für den zu DDR-Zeiten der Oberstufe zugeordneten Chor mit 200-Titel-Repertoire um die 20 Auftritte. Erst vorigen Monat ging es ins tschechische Hradec Kralove, wo in der gotischen Kathedrale Svaty Duch zugunsten krebskranker Kinder gesungen wurde.
Suchers „Wie lieblich schallt...“ gilt auch für den Chor. LUCIE WALTER
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