Innenminister wiegelt ab
Vom Dienst suspendiert ist er deswegen nicht, sondern sitzt „erkrankt“ derzeit zu Hause. Und auch die Mitwisser von Kordus, Innen-Staatssekretär Klaus Baltzer und der Abteilungsleiter Öffentliche Sicherheit, Olaf von Brevern, kamen glimpflich davon. Noch hält die Schweriner Seilschaft mit Innenminister Rudi Geil an der Spitze.
Hatte dieser im ersten Schrecken seinen Mitarbeitern noch einen „klaren Vertrauensbruch“ vorgeworfen, da sie ihm „wichtige und brisante Informationen einfach vorenthalten“ hätten, sah er am Dienstag sein Vertrauensverhältnis zu Baltzer und von Brevern plötzlich als nicht mehr gestört an. Beide hatten Ermittlungshinweise ?des LeitÖrä'deT Röstöcker'Polizeidirektion, Dieter Hem-?pel, auf Kontakte Kordus' zu' wenigstens einer Prostituierten ignoriert, obwohl sie sich mit bereits vorher eingegangenen anonymen Informationen deckten. Diese hatte Kordus gegenüber Geil vehement abgestritten - und damit war offensichtlich für das Ministerium der Fall ein für allemal erledigt. Hempels Akten kamen in die Ablage, aber für Geil ist das nun lediglich „eine bedauerliche Fehlinterpretation. Mir ist von meinen Mitarbeitern jedoch nichts absichtlich vorenthalten worden.“
Entsprechend die „Sanktionen“ Baltzer wird in den
einstweiligen Ruhestand versetzt und bei der bevorstehenden Regierungsbildung nicht wieder berücksichtigt; aber selbst das wollte Geil nicht mit der Affäre in Verbindung bringen, sondern sieht darin nur „eine Maßnahme im Rahmen der Organisation der neuen Landesregierung“ Und von Geldern übernimmt lediglich eine andere Abteilung.
Damit bleibt Geil unverdrossen in der Kontinuität seiner bisherigen Amtsführung, die darauf hinauslief, innenministerielle Seilschaften ungeachtet aller Anwürfe und nachgewiesener Unfähigkeit zusammenzuhalten. Exemplarisch dafür vor allem der Umgang mit Kordus: Obwohl es 1992 der damalige Rostocker Polizeichef bei den Krawallen gegen das Ausländerheim in Lichtenhagen für wichtiger gehalten hatte, sein Hemd zu wechseln als den Polizeieinsatz zu organisieren, wurde er an die Spitze des LKA berufen - nicht gerade ein Karriereknick. Und auch ansonsten scheint Geil lieber ein Auge zuzudrücken als den sonst so lautstark verkündeten Kampf gegen das organisierte Verbrechen zu führen, denn gegen Polizeibedienstete laufen eine Reihe weiterer Ermittlungen - so weil Informationen über geplante Razzien auf wundersame Weise bei der „Szene“ eingingen, wegen eines dubiosen Bauauftrags für eine Polizeistation oder der bevorzugten Inanspruchnahme bestimmter Firmen zum Abschleppen falschparkender Autos. Jetzt will er eine Kommission bilden, um all diesen Vorwürfen nachzugehen, die natürlich nichts miteinander zu tun haben sollen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Linken, unabhängigen Journalismus stärken!
Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.
Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.