Evolution in den Klängen

Götz Lemberg und sein »labohr der künste«

Das ist ein Schritt aus dem Geräusch der Stadt in eine unbekannte Klangvielfalt. Es ist, als ob man durch ein Tor tritt, hinter dem der Klang völlig neue Bedeutung erhält. Der Künstler Götz Lemberg stellt im »labohr der künste« im Beisheim-Center am Potsdamer Platz faszinierende Hörraume vor. Herausragend unter den vier Klang-Raum-Licht-Installationen ist die Komposition »Blaue Sinfonie«. Das 27-Minuten-Werk, das an Neue Musik erinnert, wird in einem dunklen Raum aufgeführt. Einzige Lichtquelle sind sieben leicht schimmernde blaue Kreise an den Wänden. Man braucht Minuten, um die Raumkonturen wahrzunehmen. Die Komposition lässt die Entwicklungsgeschichte der Erde hörbar werden. Die »Blaue Sinfonie« beginnt mit einem dunklen, summenden, langsam anschwellenden Ton. Der Urton mit mächtigem Volumen taucht immer wieder in Variationen auf. Auf einmal ist Klangvielfalt da. Aus allen Ecken des Raumes kommen Töne. Hörbar werden Klanggebilde. Sie verstummen wieder. Nur der Grundton bleibt. Doch nach Ruhe folgt Donner, Dissonanz, Neuanfang. Es kommt zu Tiergeschrei: Affengekreisch, Hundegebell, Schweinegebrüll, die Geräuschkulisse eines Dschungels. Und wieder neue Geräusche erfüllen den Raum, die an das Hämmern von Handwerkern erinnern und an das Stampfen von Dampfmaschinen. Es ist, als würden irgendwelche Wesen eilfertig seltsame Häuser und Städte bauen. Die Töne werden intensiver und enden abrupt. Ein Übergang wird fühlbar. Zart erklingt eine Frauenstimme. Aus einer anderen Ecke ertönen neue Klänge - parallele Tonwelten, unverbunden, aber ähnlich fein und differenziert strukturiert. Lemberg arbeitet mit Geräuschen und Klängen, die ansonsten oft überhört werden. Als Klangquellen dienen ihm Alltagsleben und Natur. Eine weitere Installation des bekannten Künstlers im Beisheim-Center ist »Ich bin eine Blume«. 64 Blumentöpfe stehen in einem Raum, aus jedem Topf spricht eine andere Stimme den Satz »Ich bin eine Blume«. Zusammengenommen entsteht ...

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