Ostdeutsche Moderne?

Dr. Katrin Arrieta

Die Leiterin der Kunsthalle Rostock studierte Kunstgeschichte an der Karl-Marx-Universität Leipzig und promovierte dort 1990.

ND: Sie prägten den Begriff der Nord-Ostdeutschen Moderne. Warum haben Sie gerade den Kernbestand Ihrer Sammlungen für die Jubiläumsschau »35 Jahre Kunsthalle Rostock. Malerei, Grafik und Plastik aus den Sammlungen« ausgewählt?
Arrieta: Die Nord-Ostdeutsche Moderne beschränkt sich ganz klar nicht auf die geschlossene Gesellschaft DDR. Es ist uns gelungen, die Quelle der modernen Kunst in der DDR in der klassischen Moderne zu dokumentieren, den Bestand dieser Sammlung in seinem Zuschnitt auf die Region, in der wir leben, darzustellen. Wir begreifen ihn als Bestandteil eines vielschichtigen Entwicklungsprozesses der bildenden Kunst im Osten Deutschlands.

Was ist zu sehen?
Die Ausstellung zeigt nicht nur die schönsten und eindrucksvollsten Werke unserer Sammlung, sondern vermittelt auch ein Bild von der Eigenart ostdeutscher Kunst seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Im Mittelpunkt steht immer wieder die eindeutig in Bild und Szene gesetzte menschliche Gestalt mit dem ihr zugehörigen Existenzraum. Das Festmachen von Imagination an der Figur des Menschen, das ostdeutsche Kunst besonders kennzeichnet, ist Ursache der Irritation, die heute von ihr ausgeht. Sich dieses Bild zu machen und es zu vermitteln scheint wichtig, um das bisher nicht wirklich in Gang gekommene Gespräch zwischen Ost und West im Bereich der Bildenden Kunst zu beleben.

Das wurde erst im Jahr 15 nach der Wende möglich?
Nein. Großen Anteil daran hatte von Beginn an der Gründungsdirektor der Kunsthalle, Dr. Horst Zimmermann, der diese Sammlungen über viele Jahre im Hintergrund der Ausstellungstätigkeit des Hauses systematisch aufgebaut hat. Inzwischen ist die Distanz zur Geschichte der Kunsthalle und zur Kunst in der DDR größer geworden. Die Menschen sehen die Chance, beides neu zu entdecken. Es gab 20 Jahre Geschichte der Kunsthalle in der DDR und mittlerweile gibt es 15 Jahre Geschichte der Kunsthalle in der Bundesrepublik Deutschland. Sich den Respekt davor zu erarbeiten, auch darum geht es hier.

Seit der Wende droht immer wieder die Schließung der Kunsthalle. Welche Mitstreiter haben Sie dagegen?
Das ist ein ganz schwieriger Prozess, vor allem seit die Schließung vor zwei Jahren akut wurde. In Rostock gibt es aber eine sehr große Lobby in ganz verschiedenen Kreisen. Zum einen machen vor allem ältere Leute wieder den Mund auf, die früher oft in der Kunsthalle waren und obwohl sie die vielleicht seit zehn oder mehr Jahren nicht mehr betreten haben. Sie haben in der Vergangenheit die Kunsthalle als einen Ort erlebt, an dem etwas geschehen kann, was ihnen wichtig ist. Auch Zugewanderte aus den alten und neuen Bundesländern mit Interesse und Verständnis für Kunst, die keine Ur-Rostocker sind, aber möchten, dass sich hier kulturell etwas bewegt, setzen sich für den Erhalt der Kunsthalle ein.

In welcher Form soll die Kunsthalle künftig bestehen?
Die ursprünglich vorgeschlagene Vereinsträgerschaft ist vom Tisch. Im Moment ist die Umwandlung in eine Stiftung im Gespräch. Das ist ein kontinuierlicher, dynamischer Prozess. Dadurch ist die Schließung vorerst abgewendet, wenn auch nur bis Ende 2005.

Fragen: Ines LaschND: Sie prägten den Begriff der Nord-Ostdeutschen Moderne. Warum haben Sie gerade den Kernbestand Ihrer Sammlungen für die Jubiläumsschau »35 Jahre Kunsthalle Rostock. Malerei, Grafik und Plastik aus den Sammlungen« ausgewählt?
Arrieta: Die Nord-Ostdeutsche Moderne beschränkt sich ganz klar nicht auf die geschlossene Gesellschaft DDR. Es ist uns gelungen, die Quelle der modernen Kunst in der DDR in der klassischen Moderne zu dokumentieren, den Bestand dieser Sammlung in seinem Zuschnitt auf die Region, in der wir leben, darzustellen. Wir begreifen ihn als Bestandteil eines vielschichtigen Entwicklungsprozesses der bildenden Kunst im Osten Deutschlands.

Was ist zu sehen?
Die Ausstellung zeigt nicht nur die schönsten und eindrucksvollsten Werke unserer Sammlung, sondern vermittelt auch ein Bild von der Eigenart ostdeutscher Kunst seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Im Mittelpunkt steht immer wieder die eindeutig in Bild und Szene gesetzte menschliche Gestalt mit dem ihr zugehörigen Existenzraum. Das Festmachen von Imagination an der Figur des Menschen, das ostdeutsche Kunst besonders kennzeichnet, ist Ursache der Irritation, die heute von ihr ausgeht. Sich dieses Bild zu machen und es zu vermitteln scheint wichtig, um das bisher nicht wirklich in Gang gekommene Gespräch zwischen Ost und West im Bereich der Bildenden Kunst zu beleben.

Das wurde erst im Jahr 15 nach der Wende möglich?
Nein. Großen Anteil daran hatte von Beginn an der Gründungsdirektor der Kunsthalle, Dr. Horst Zimmermann, der diese Sammlungen über viele Jahre im Hintergrund der Ausstellungstätigkeit des Hauses systematisch aufgebaut hat. Inzwischen ist die Distanz zur Geschichte der Kunsthalle und zur Kunst in der DDR größer geworden. Die Menschen sehen die Chance, beides neu zu entdecken. Es gab 20 Jahre Geschichte der Kunsthalle in der DDR und mittlerweile gibt es 15 Jahre Geschichte der Kunsthalle in der Bundesrepublik Deutschland. Sich den Respekt davor zu erarbeiten, auch darum geht es hier.

Seit der Wende droht immer wieder die Schließung der Kunsthalle. Welche Mitstreiter haben Sie dagegen?
Das ist ein ganz schwieriger Prozess, vor allem seit die Schließung vor zwei Jahren akut wurde. In Rostock gibt es aber eine sehr große Lobby in ganz verschiedenen Kreisen. Zum einen machen vor allem ältere Leute wieder den Mund auf, die früher oft in der Kunsthalle waren und obwohl sie die vielleicht seit zehn oder mehr Jahren nicht mehr betreten haben. Sie haben in der Vergangenheit die Kunsthalle als einen Ort erlebt, an dem etwas geschehen kann, was ihnen wichtig ist. Auch Zugewanderte aus den alten und neuen Bundesländern mit Interesse und Verständnis für Kunst, die keine Ur-Rostocker sind, aber möchten, dass sich hier kulturell etwas bewegt, setzen sich für den Erhalt der Kunsthalle ein.

In welcher Form soll die Kunsthalle künftig bestehen?
Die ursprünglich vorgeschlagene Vereinsträgerschaft ist vom Tisch. Im Moment ist die Umwandlung in eine Stiftung im Gespräch. Das ist ein kontinuierlicher, dynamischer Prozess. Dadurch ist die Schließung vorerst abgewendet, wenn auch nur bis Ende 2005.

Fragen: Ines Lasch

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