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OTV-Tarifverträge nur noch für Mitglieder? Z

Hamburger ÖTV: Neue Wege in Tarifpolitik

  • Lesedauer: 2 Min.

Hamburg (dpa). Die Gewerkschaft öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) in Hamburg will 1995 erstmals Tarifverträge nur noch für ihre Mitglieder abschließen. ÖTV-Bezirksvorsitzender Rolf

Fritsch erklärte am Montag, künftig solle bei den Verhandlungen über die Arbeitsbedingungen und das Arbeitsentgelt zwischen Gewerkschaftsmitgliedern und Unorganisierten unterschieden werden. Bislang waren die Tarifverträge automatisch auch für die nichtorganisierten Arbeitnehmer abgeschlossen worden.

Angesichts der sinkenden Mitgliederzahlen müsse die Gewerkschaft neue Wege in der Tarifpolitik gehen, sagte Fritsch. Die Hamburger ÖTV hat derzeit 70 000 Mitglieder, vor drei Jahren waren es noch 2 000 mehr. Besonders in den vergangenen Wochen habe es eine regelrechte Austrittswelle gegeben, sagte ÖTV-Sprecher Jens Hnyk.

Fritsch sieht die Gefahr, daß bei einer andauernden sche-

matischen Übertragung der Tarifergebnisse auch auf unorganisierte Arbeitnehmer „die Tarifautonomie und damit die Wirtschaftsordung beeinträchtigt wird“. Es gehe nicht nur darum, gewerkschaftlichen Funktionsträgern die Freiräume zu sichern, die sie zur Wahrnehmung ihrer Aufgaben zwingend benötigten. „Es geht mir ausdrücklich auch um materielle Einzelvorteile“, erklärte der ÖTV-Chef. Tarifvertragliche Möglichkeiten hierzu sieht Fritsch bei den Nebenleistungen und in einer Beteiligung der Arbeitnehmer am Produktivvermögen.

Fritsch forderte seine Organisation dazu auf, die bisherige Abstinenz in diesen Fragen zu überdenken. Nur so könne sie ihre Handlungsfreiheiten langfristig erhalten. „Die Aushöhlung der Tarifautonomie durch die kostenlose Teilhabe von Außenseitern an Erfolgen kollektiven Handelns führt zu einer dramatischen Schwächung der Gewerkschaften und zu einem gefährlichen ordnungspolitischen Vakuum“

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