Wagenburg Wuhlheide unter eigener Regie

Positive Resonanz auf Unterstützung durch Bezirksamt Treptow-Köpenick

  • Anke Engelmann
  • Lesedauer: 2 Min.
Auf dem 3,6 Hektar großen ehemaligen Pionierlager am Eichgestell stehen keine Gebäude, sondern ausgebaute Bau-, Zirkus- und Wohnwagen. Die seit 1991 bestehende Wagenburg wird künftig unter eigener Regie stehen, berichtet Dr. Angelika Buch (PDS), Sozialstadträtin von Treptow-Köpenick. Mit dieser Erfolgsmeldung findet die behutsame Begleitung des früheren Sorgenkindes durch das Bezirksamt ihren guten Abschluss. In der Vergangenheit war der Platz immer wieder ein Anlaufpunkt für Obdachlose, erinnert sich Sozialarbeiter Jens Kelling. 1996 lebten hier etwa 120 Personen, der Großteil von ihnen ohne polizeiliche Anmeldung. Als dann auch noch eine Hepatitis grassierte, griff das Bezirksamt ein, stellte Sanitärcontainer auf und den Rollheimern zwei Sozialarbeiter zur Seite. Das Bezirksamt sei geradezu vorbildlich mit der Situation umgegangen, berichtet Kelling. Auch Bewohner Udo Jaekel ist voller Lob. »Ich war damals selbst sehr überrascht, man denkt das ja nicht«, erinnert er sich. Inzwischen verfügt der Platz über ein funktionierendes Abwassersystem, Sanitärtrakt und Müllcontainer. Dafür zahlt jeder Rollheimer 92 Euro monatlich. Jaekel lebt seit zwölf Jahren im Rollheimerdorf. »Man hat so einiges mitgekriegt«, erzählt er. Zum Beispiel als Mitte der neunziger Jahre nach der Räumung eines besetzten Hauses 30 Punks von der Polizei auf dem Platz »abgeladen« wurden, weil einer von ihnen am Eichgestell gemeldet war. »Jede Wagenburg hat ihre eigene Geschichte und soziale Struktur«, ergänzt Kelling, der hier seit 1996 Sozialberatungen macht. 1999 übernahm er auch den Verwaltungskram und kümmert sich seitdem darum, von den Bewohnern die Betriebskosten einzutreiben. Diese Aufgaben nehmen die Rollheimer seit dem 1. Mai in die eigenen Hände. Dazu haben sie den Verein »Wagendorf Wuhlheide e.V.« gegründet. »Es geht voran, wir sind auf dem richtigen Weg«, ist Udo Jaekel, der den Vereinsvorsitz übernommen hat, überzeugt. Etwa 50 der 68 Rollheimer konnten er und seine Mitstreiter für die Vereinsarbeit gewinnen. Inzwischen residiert der Vorsitzende in einem zum Büro ausgebauten Imbiss. »Ich bin sehr zuversichtlich, die Selbstverwaltung ist ein guter Weg«, meint die Sozialstadträtin. Ab 2005 kann das Bezirksamt auch die Kosten für Kelling einsparen, der zuletzt alles dafür getan hat, seine Arbeit als Sozialarbeiter hier überflüssig zu machen. Wenn alles gut läuft, denke das Bezirksamt über längerfristige Nutzungsverträge nach, verspricht die PDS-Politikerin. Regelmäßig fänden Begehungen durch Bezirks- und Grundstücksamt sowohl in der Wuhlheide als auch in der Wagenburg Lohmühle statt, die schon lange in eigener Trägerschaft steht. In der Gegend hat man sich an die ungewöhnlichen Nachbarn gewöhnt. »Wir haben ein gutes Verhältnis zu den Menschen hier«, berichtet Jaekel. Die Rollheimer wollen jetzt eine alte Ponykutsche restaurieren. »Wir wollen den Anwohnern zeigen: Hallo, hier sind wir!«

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.