Schafe scheren, Stricke drehen, Tiere streicheln

In der Brandenburgischen Landwirtschafts-Ausstellung kann man zuschauen und zugreifen

  • Steffi Bey
  • Lesedauer: 3 Min.
Gleich zur Eröffnung am Donnerstag konnte die 14. Brandenburgische Landwirtschafts-Ausstellung (BraLa) in Paaren/Glien einen Rekord melden. 15000 Besucher strömten auf das 22 Hektar große Areal im Märkischen Ausstellungs- und Freizeitzentrum (MAFZ), so viel wie noch nie zuvor an einem Tag der BraLa. 645 Aussteller zeigen Tiere, landwirtschaftliche Geräte und Maschinen. Es gibt Märkte mit Spargel, Erdbeeren und Gemüse. Es ist wie ein großes Volksfest. Jung und Alt stürmen das Gelände, auf dem es so herrlich duftet: nach Gegrilltem, nach gemähtem Gras, nach frisch gesäubertem Stall. Überall sind Stände aufgebaut, und freundliche Menschen bieten ihre Waren an. Gleich hinter dem Eingang gibt es Heizkörperbürsten, Dosenöffner und Industriekleber. Offensichtlich sehen die Veranstalter den Begriff Landwirtschaft nicht so eng. Richtig ländlich wird es weiter hinten. Da stehen Blumen, Stauden und Sträucher neben bunt bemalten Landmaschinen und rustikale Biergartenbänke, an denen es sich die Leute schmecken lassen. Hannelore Breiter aus Oranienburg gehört schon zu den Stammgästen der BraLa. Da freut sich die ältere Dame immer, wenn sie etwas Neues entdeckt. Deshalb steht sie jetzt im Stoffpavillon der Fördergemeinschaft Nachhaltige Landwirtschaft e.V. Anne Kresse und ihre zwei Kolleginnen haben dort vier Krüge mit Milch gefüllt und auf den Tresen gestellt. Die Flüssigkeiten sehen völlig gleich aus. »Nur der Fettgehalt ist unterschiedlich«, erklärt Anne Kresse. Nach einer kleinen Kostprobe sollen die Besucher herausfinden, in welcher Kanne der Fettgehalt 0,3, 1,5, 3,5 bzw. 3,8 Prozent beträgt. Ganz nebenbei erfährt man noch, dass eine gesunde Kuh pro Tag etwa 50 Liter Milch produziert. Nebenan sitzen Kinder und Erwachsene auf Strohballen und beobachten Kälber, die sich in der Sonne räkeln. Eine unechte, übergroße Kuh versperrt fast ein wenig den Weg. Aber das soll so sein, damit jeder mitbekommt, dass sie sich gleich mehrfach »anzapfen lässt«. Sie liefert per Knopfdruck Buttermilch und Trinkjoghurt in verschiedenen Geschmacksrichtungen. Maria Steffin vom Förderverein Paaren gehört zu den erfahrenen Ausstellern. Seit Jahren ist sie dabei und zeigt, wie schon vor 100 Jahren Schafschur zu Wollfäden verarbeitet wurde. »Es ist schön, den Menschen diese überlieferte Tradition nahe zu bringen«, meint sie und kämmt mit zwei großen Bürsten die kurzen Büschel. Wer will, kann Jürgen Wels zuschauen, wie er am Seilerbock Stricke dreht. Die Knirpse interessieren sich am meisten für die vielen Tiere, die Schweine und Ferkel, Rinder und Kälber, Hühner und Küken. Denn die können nach Herzenslust gestreichelt werden. Den cremefarbenen Charolais-Rindern aus Stölln scheint das allerdings egal zu sein. Müde liegen sie in ihren Boxen und drehen dem Publikum den Rücken zu. Vielleicht bereiten sie sich so auf ihren Show-Auftritt vor. Bis zum Sonntag ist auf der BraLa jede Menge los. BraLa, 9 bis 18 Uhr, MAFZ in Paaren/Glien, Gartenstraße 1-3, Eintritt: 6, ermäßigt 3 Euro
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