Magersucht - eine tückische Krankheit
Psychische Erschöpfung geht mit Rückenschmerzen einher
Mindestens jede zweite Frau in Deutschland hat schon einmal versucht, abzunehmen, oder ist gerade dabei. Seit einigen Jahren hat die Schlankheitswelle auch Kinder und Jugendliche erfasst. Vor allem junge Mädchen sind betroffen. Nicht selten enden ihre Bestrebungen, einen schönen Körper zu haben, in der Magersucht.
Oft machen junge Mädchen schon vor der Pubertät die erste Hungerkur. Da ein schlanker Körper in unserer Gesellschaft dem Schönheitsideal entspricht, reagieren nur wenige Eltern besorgt. Sie übersehen dabei, dass das Abnehmen zur Sucht und damit zu einer ernsthaften Störung werden kann.
Magersucht heilt nicht ohne fremde Hilfe und kann zum Tode führen. Die Überlebenden leiden den Rest ihres Lebens unter den Folgen. Daher sollte die Krankheit früh erkannt und professionell behandelt werden. Das ist jedoch leichter gesagt als getan, denn Magersucht hat keine organischen, sondern seelische Ursachen. Das Tückische ist, dass die Betroffenen keinen Leidensdruck spüren. Im Verlauf der Krankheit frieren sie zwar immer mehr, haben nur wenig Energien und werden »saft- und kraftlos«, doch auch diese Symptome erachten sie noch nicht als Alarmsignal. Im Gegenteil: Selbst wenn sie zum Skelett abgemagert sind, finden sie sich immer noch »zu dick«. Über Wochen und Monate gaukeln sie anderen vor, dass sie genug essen. Sie verheimlichen ihre Erkrankung und belügen sich selbst. Da sie oft hochintelligent, aktiv, sportlich, ehrgeizig und sehr leistungsorientiert sind, fällt niemandem so schnell etwas auf. Doch in Wirklichkeit dreht sich in ihrem Leben alles nur ums Essen. Magersüchtige werden beherrscht von der Angst, zuzunehmen. Sorgenvolle Bemerkungen oder Ermahnungen der Eltern, mehr zu essen, prallen an ihnen ab.
Für Eltern ist es äußerst schwierig, Magersucht bei ihren Kindern zu bemerken und sie zu einem Arztbesuch oder zu verändertem Essverhalten zu bewegen. »Eltern, die den Verdacht haben, ihr Kind sei magersüchtig, sollten sich zunächst informieren und die typischen Symptome beachten«, rät die Ärztin und Psychotherapeutin Monika Gerlinghoff aus München. Im nächsten Schritt sollten Eltern allein oder mit dem Kind Experten aufsuchen, die auf die Behandlung von Essstörungen spezialisiert sind, zum Beispiel Ärzte und Psychotherapeuten. Je nach Schwere der Erkrankung ist eine Behandlung in einer Spezialklinik angezeigt.
Zu den bewährten Therapien zählt heute eine Kombination aus Psychotherapie, medikamentöser Behandlung, Körperübungen, Sport, Kochkursen und Ernährungslehre. Damit sollen die Betroffenen ihre psychischen Probleme so weit in den Griff bekommen, dass sie sich gesund ernähren und ein angemessenes Körpergewicht auf Dauer halten können. Mit Zwangsmaßnahmen wie künstlicher Ernährung erreicht man bei Magersüchtigen hingegen nichts. Da die Rückfallgefahr hoch ist, müssen Ex-Magersüchtige nach einem Klinikaufenthalt für einige Monate psychologisch weiter betreut werden. Die meisten Magersüchtigen werden auch nach einer Therapie nie ein entspanntes Verhältnis zum Essen und zu ihrem Körpergewicht haben. Magersüchtige, ihre Angehörigen und Mitmenschen sollten deshalb viel Verständnis und Geduld aufbringen und stets auf die Warnsignale achten, die einen Rückfall ankündigen.
Marion Sonnenmoser
INFOS
www.magersucht-online.de (Informationsangebot des Hungrig-Online e.V.) Hungrig-Online e.V., Postfach 1905, 91009 Erlangen Beratungsstellen und Kliniken in Wohnortnähe finden Sie im In...
Oft machen junge Mädchen schon vor der Pubertät die erste Hungerkur. Da ein schlanker Körper in unserer Gesellschaft dem Schönheitsideal entspricht, reagieren nur wenige Eltern besorgt. Sie übersehen dabei, dass das Abnehmen zur Sucht und damit zu einer ernsthaften Störung werden kann.
Magersucht heilt nicht ohne fremde Hilfe und kann zum Tode führen. Die Überlebenden leiden den Rest ihres Lebens unter den Folgen. Daher sollte die Krankheit früh erkannt und professionell behandelt werden. Das ist jedoch leichter gesagt als getan, denn Magersucht hat keine organischen, sondern seelische Ursachen. Das Tückische ist, dass die Betroffenen keinen Leidensdruck spüren. Im Verlauf der Krankheit frieren sie zwar immer mehr, haben nur wenig Energien und werden »saft- und kraftlos«, doch auch diese Symptome erachten sie noch nicht als Alarmsignal. Im Gegenteil: Selbst wenn sie zum Skelett abgemagert sind, finden sie sich immer noch »zu dick«. Über Wochen und Monate gaukeln sie anderen vor, dass sie genug essen. Sie verheimlichen ihre Erkrankung und belügen sich selbst. Da sie oft hochintelligent, aktiv, sportlich, ehrgeizig und sehr leistungsorientiert sind, fällt niemandem so schnell etwas auf. Doch in Wirklichkeit dreht sich in ihrem Leben alles nur ums Essen. Magersüchtige werden beherrscht von der Angst, zuzunehmen. Sorgenvolle Bemerkungen oder Ermahnungen der Eltern, mehr zu essen, prallen an ihnen ab.
Für Eltern ist es äußerst schwierig, Magersucht bei ihren Kindern zu bemerken und sie zu einem Arztbesuch oder zu verändertem Essverhalten zu bewegen. »Eltern, die den Verdacht haben, ihr Kind sei magersüchtig, sollten sich zunächst informieren und die typischen Symptome beachten«, rät die Ärztin und Psychotherapeutin Monika Gerlinghoff aus München. Im nächsten Schritt sollten Eltern allein oder mit dem Kind Experten aufsuchen, die auf die Behandlung von Essstörungen spezialisiert sind, zum Beispiel Ärzte und Psychotherapeuten. Je nach Schwere der Erkrankung ist eine Behandlung in einer Spezialklinik angezeigt.
Zu den bewährten Therapien zählt heute eine Kombination aus Psychotherapie, medikamentöser Behandlung, Körperübungen, Sport, Kochkursen und Ernährungslehre. Damit sollen die Betroffenen ihre psychischen Probleme so weit in den Griff bekommen, dass sie sich gesund ernähren und ein angemessenes Körpergewicht auf Dauer halten können. Mit Zwangsmaßnahmen wie künstlicher Ernährung erreicht man bei Magersüchtigen hingegen nichts. Da die Rückfallgefahr hoch ist, müssen Ex-Magersüchtige nach einem Klinikaufenthalt für einige Monate psychologisch weiter betreut werden. Die meisten Magersüchtigen werden auch nach einer Therapie nie ein entspanntes Verhältnis zum Essen und zu ihrem Körpergewicht haben. Magersüchtige, ihre Angehörigen und Mitmenschen sollten deshalb viel Verständnis und Geduld aufbringen und stets auf die Warnsignale achten, die einen Rückfall ankündigen.
Marion Sonnenmoser
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