SS-Treffen-Affäre zieht Kreise
CDU-Mann Wochatz hatte gelehrige Schüler - einer ist Landtagskandidat
Brandenburgs Junge Union (JU) fordert den »CDU-Funktionsträger Egon Wochatz auf, nicht nur einsichtig, sondern auch konsequent zu sein«. Deshalb sollten er und die Union »getrennte Wege gehen«.
Das sieht Andreas Kottwitz, der in Spremberg für die CDU als Landtagskandidat antritt, anders. Er ist - geboren 1974 in Spremberg - Jurist und Mitarbeiter des CSU-Bundestagsabgeordneten Klaus Hofbauer. Anders als andere junge Leute in der CDU spürt er weder »Ekel« noch »Entsetzen« (JU), mit Wochatz in derselben Partei zu sein. Wochatz (Ex-Geschichtslehrer, Ex-Bürgermeister von Spremberg), Fraktionschef der Christdemokraten im Spree-Neiße-Kreis, hatte eine Missbilligung seines örtlichen Vorstandes erhalten. Grund: Er war regelmäßig und aus »Interesse« zu SS-Traditionstreffen gegangen. Die Missbilligung erhielt er, nachdem die Affäre Schlagzeilen machte. Wochatz ist schon eine Art Ziehvater für den 30-jährigen Nachwuchspolitiker Kottwitz. Die Parteifreunde sind Gründungsmitglieder des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge, der sich übrigens zu der Brandenburger SS-CDU-Affäre noch nicht geäußert hat. Wochatz schrieb auch das Vorwort zu einem Buch, das Kottwitz »im Eigenverlag« herausgegeben hat. Titel: »Spremberg ist Frontstadt«, das 52-Seiten-Werk wäre Ausfluss »einer Projektarbeit im Rahmen des Abiturs« gewesen, sagt er. Schon die erste Auflage von mehr als 2000 Stück sei 1993 innerhalb von sechs Wochen vergriffen gewesen. Gleiches trifft nach ND-Recherchen für die zwei folgenden zu. Gerade ein Antiquariat in Windeck-Altwindeck hatte es gestern noch im Angebot. Das Büchlein, so sagt Kottwitz, sei »lediglich ein lokalhistorischer Ausschnitt der letzten Kriegstage in Südbrandenburg«. Und dazu war es eben notwendig, Zeitzeugen zu sprechen. Dass die SS-Leute waren, dafür könne er nichts. Mag sein, doch, so hat es auch eine Kollegin der »Lausitzer Rundschau« herausgelesen, das Buch ist so kritiklos wie möglich. Kein Wort davon, dass der darin vorgestellte Generalmajor Remer, der bei Spremberg noch 5 vor 12 Menschen »verheizte«, als Major Remer den Stauffenberg-Putsch niedergeschlagen und 1952 in Spanien eine rechtsextremistische Partei gegründet hat. Sozialistische Reichspartei hieß die und das konnte jeder Abiturient auch in Deutschland wissen. Kommentarlos zitiert wird Graf Schwerin von Krosigk. Als Hitlers Finanzminister hatte er an der Ausplünderung der Juden maßgeblichen Anteil. In Nürnberg verurteilte man ihn zu zehn Jahren Haft. Das Buch übrigens wurde in Bayern gedruckt. Dank Thomas Molnar, betont Kottwitz. Molnar war bis 1994 Bundestagsabgeordneter der CDU. Er hatte sich nach der Wende von Bayern bis nach Spremberg hochgearbeitet. Man könnte - so wie Kottwitz gegenüber ND - meinen, das alles sind nur alte, aber wahlkampfträchtige Geschichten. Doch Kottwitz Kontakte zu alten SS-Kämpfern rissen nicht ab. Die Erinnerung frisst Gesprächszeit. Dann hört man: »Wenn man so ein Buch schreibt, dann hat man so einen Rundlauf.« Der eine oder der andere frage nach Material... Der Nebenbei-Historiker erinnert sich schließlich, »Führungen für Kriegsteilnehmer« mit »rein heimatgeschichtlicher Natur« gestaltet zu haben. Vor ungefähr »eineinhalb Jahren habe noch jemand nachfragt«. Doch zu diesem Zeitpunkt habe er kein politisches Amt angestrebt. Seine Biografie verweist auf den Kreisvorsitz der Jungen Union. Dann sagt er: Es werde halt »immer schwerer... so eine Verbindung eines politischen Mandats... mit dieser Sache...«. CDU-Kandidat Kottwitz gerät ins Schwimmen. Wortwörtlich. Für den Wahlkampf hatte er jüngst mit »Allianz«-Vertretungen eine 24-Stunden-Schwimmmannschaft aufgestellt. Die Regionalpresse vermerkte Prominenz im »Team Kottwitz«: Jörg...Zum Weiterlesen gibt es folgende Möglichkeiten:
Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.