Plakate für Gedenkstätte Ravensbrück

Berliner Schüler verarbeiteten ihre Eindrücke vom Besuch des ehemaligen Frauen-KZ

  • Ralf Fischer und Andreas Fritsche
  • Lesedauer: ca. 2.0 Min.
Gedränge auf den Fluren des Oberstufenzentrum (OSZ) Druck- und Medientechnik in Berlin-Reinickendorf. Während etliche Schüler schon auf dem Weg nach Hause sind, stellen zwei Klassen ihre Projekte zur Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück vor.
Anfang Mai reisten 13 Schüler dorthin- begleitet von der Qualifizierungsvereinigung Berliner Sozialpädagogen und von zwei Lehrern. Finanziert hatte diese Klassenfahrt die Dr. Hildegard Hansche Stiftung. Die Ausbildung der 16- und 17-Jährigen und die Beschäftigung mit faschistischen Verbrechen wurde dabei verbunden.
»Die Arbeit am historischen Ort bietet unseren Berliner Jugendlichen neue Zugänge zum Thema«, erklärt Berufsschullehrer Ingo Grollmus. Zur Projektwoche gehörte eine Radtour zum ehemaligen Jugendschutzlager Uckermark. Die Berliner trafen sich auch mit Jugendlichen einer Fürstenberger Gesamtschule. Von diesen ließen sie sich erzählen, wie es ist, in der Nähe eines Ortes zu leben, an dem die Faschisten unbeschreibliches Leid verursachten.
Ihre Eindrücke verarbeiteten die Berliner gleich auf dem Gelände der Gedenkstätte des ehemaligen Frauenkonzentrationslagers Ravensbrück. Mit Hilfe einer mitgebrachten Hochdruckpresse produzierten sie großformatige Plakate. Die von der Machart her ganz einfachen Bilder drücken auf eine aufrüttelnde Weise die Gefühle der Schüler aus. Da findet sich die moralische Anklage gegen diejenigen, die damals von der Ausbeutung der KZ-Häftlinge profitierten. Auf einem Bild sieht man zum Beispiel den Schriftzug der Firma Siemens auf einer Mauer.
Bei den 13 Jugendlichen handelt es sich um Lernschwache, die versuchen, am OSZ ihren Hauptschulabschluss zu machen. Umso beeindruckender sind die Ergebnisse ihrer Arbeit.
Parallel entwarf eine andere Klasse angehender Mediengestalter Internetseiten, Visitenkarten und Werbebroschüren der Internationalen Begegnungsstätte Ravensbrück. Die drei besten Gestaltungsvorschläge zeigten sie jetzt der Gedenkstättenpädagogin Heide Schöllhorn. Frau Schöllhorn nimmt die Gestaltungsvorschläge mit nach Ravensbrück. Die Gedenkstättenleitung will sich in den nächsten Wochen überlegen, ob einige der Vorschläge realisiert werden.
Es ist nicht das erste Mal, dass sich das Oberstufenzentrum mit dem Problemfeld Faschismus, Rassismus und Toleranz auseinander setzt. »So etwas mache ich jedes Jahr«, sagt Lehrer Ingo Grollmus. Das OSZ bildet zum Beispiel auch Gehörlose zu Buchbindern aus. Als Grollmus bemerkte, dass seine Zöglinge die Gebärdensprache nachäfften und damit die Schulkameraden veralberten, ließ er dazu Plakate erstellen und organisierte eine gemeinsame Ausstellung mit einer Gehörlosen-Schule.
Vor zwei Jahren gab es das Projekt »Mit Hochdruck gegen Rassismus«. Hierbei waren junge Leute aktiv, die nach der 10. Klasse keine Lehrstelle bekamen und deshalb am OSZ eine einjährige Warteschleife drehten. Dort bemühten sie sich nicht nur, einen Hauptschulabschluss nachzumachen, sie fertigten auch Postkarten zum Thema »Rassismus«.

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