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Mehr als nur ein Dach über dem Kopf

NEUKÖLLN: Peter-Frank-Haus in Buckow betreut seit 20 Jahren wohnungslose Männer

  • Lesedauer: 2 Min.

63 Männer können hier wohnen. Für die meisten ist es die letzte Hoffnung vor dem weiteren sozialen Abstieg. Im Peter-Frank-Haus im Neuköllner Stadtteil Buckow erhalten wohnungslose Männer allerdings nicht nur ein Dach über dem Kopf und eine warme Mahlzeit pro Tag, sondern auch Hilfestellung bei der Arbeits- und Wohnungssuche sowie pädagogische und therapeutische Betreuung. Kürzlich feierten Bewohner und Mitarbeiter das 20jährige Bestehen des Hauses in der Rudower Straße 176 a.

Bis zu 18 Monaten halten sich die Wohnsitzlosen in der ,Regel im Heim auf. In fünf Wohngruppen werden sie

schrittweise wieder auf ein selbständiges Leben vorbereitet. Für Neuankömmlinge und Bewohner steht das Haus Tag und Nacht offen. Man muß zwischen 18 und 60 Jahren alt sein und sich einem Aufnahmegespräch unterziehen, bei dem geklärt wird, ob der Wohnungslose die Aufnahmekriterien erfüllt. Alkohol- und Drogenabhängige haben von keine Chance.

Bereits seit 15 Jahren verfügen die Bewohner bei einigen Entscheidungen über ein Mitwirkungsrecht, so zum Beispiel bei Kündigungen. Der von den Männern gewählte Wohnheimrat fungiert dabei als Vermittlungsinstanz zu den 23 Mitarbeitern. Mit diesem Kon-

zept unterscheide man sich von den meisten Obdachlosenunterkünften in Berlin, sagte Heimleiter Rainer Wagner Als man 1975 mit der Arbeit begann, waren viele noch skeptisch. Anfangs sei lediglich das Ziel verfolgt worden, die Betroffenen von der Straße zu holen, um sie zu beaufsichtigen und zu kontrollieren. Heute verstehe sich die Einrichtung mehr als ein Dienstleistungsunternehmen.

Auch die Bewohner schätzen das. „Hätte man mich in eine Bruchbude gesteckt, hätte ich nie eine Chance bekommen, mich selbst aus dem Dreck zu ziehen“, meinte Mark Kraft vom Wohnheimrat. Die 3000 DM, die die Unterbringung pro

Person im Monat die öffentliche Hand koste, seien gut investiert, da dadurch der weitere Weg ins soziale Abseits unterbrochen werde. Und der könne für den Staat noch teurer werden, rechnete der frühere Obdachlose vor.

„Es müßte mehr solcher Häuser geben“, forderte ein ehemaliger Bewohner des Peter-Frank-Hauses. Auch die Statistik ist auf der Seite der Obdach- und Wohnungslosen. Etwa 4000 Menschen leben in Berlin buchstäblich auf der Straße - die meisten von ihnen sind Männer Und: 100 000 überschuldete Haushalte sowie 80 000 fehlende Wohneinheiten sorgen ständig für Nachschub.' ....... JÜkGENAMENDT

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