Dieser Text ist Teil des nd-Archivs seit 1946.

Um die Inhalte, die in den Jahrgängen bis 2001 als gedrucktes Papier vorliegen, in eine digitalisierte Fassung zu übertragen, wurde eine automatische Text- und Layouterkennung eingesetzt. Je älter das Original, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass der automatische Erkennvorgang bei einzelnen Wörtern oder Absätzen auf Probleme stößt.

Es kann also vereinzelt vorkommen, dass Texte fehlerhaft sind.

„Brandenburg im Jahr 1945“

Landeszentrale für politische Bildung stellte neue Publikation vor

  • Lesedauer: 2 Min.

Was bedeuteten die letzten Kriegs- und ersten Nachkriegsmonate zwischen Prignitz und Lausitz für die betroffene Zivilbevölkerung vor Ort? Wer trug den politischen, wirtschaftlichen, sozialen und nicht zuletzt kulturellen Neubeginn? Diesem Fragenkomplex widmet sich auf fast 400 Seiten der Studienband „Brandenburg im Jahr 1945“, den Hans Misselwitz, Leiter der Landeszentrale für politische Bildung, am Donnerstag in Potsdam vorstellte.

Am 29 Juni 1945 nahm im heutigen Potsdamer Magistratsgebäude die damalige Verwaltung der Provinz Mark Brandenburg ihre Arbeit auf. Diese bewegten Wochen schildert der Historiker Manfred Uhlemann in seinem Beitrag „Neubeginn in Potsdam - politische und soziale Verhältnisse“ Der ehemalige Professor an der Pädagogischen Hochschule „Karl Liebknecht“ Potsdam zählt zu den insgesamt 14 Autoren, die die zwölf Beiträge des Sammelbandes ver-

faßten und dabei zum Teil auf völlig neues Quellenmaterial zurückgriffen. So wurden die beiden Herausgeber der Anthologie, Kurt Arlt und Werner Stang, fündig, als sie im Militärarchiv Podolsk bei Moskau sowie in Koblenzer Bundesarchiv nach noch Unausgegrabenem suchten. Ihr gemeinsamer Beitrag „Kampf um Potsdam Ende April 1945“ brilliert daher mit neuen Fotos und zeichnet mit Hilfe von erstmals ausgewerteten Tagesbefehlen der angreifenden sowjetischen Truppen ein völlig neues Bild von der Härte der Kampfhandlungen.

Andere Autoren griffen auf Briefe, Tagebücher, Gespräche mit noch lebenden Zeitzeugen sowie auf umfangreiches statistisches Material zurück. Ein Beispiel dafür ist das Kapitel „Die Bodenreform in der Provinz Mark Brandenburg“, die Arnd Bauerkämper vom Potsdamer „Forschungsschwerpunkt Zeithistorische Studien“ kenntnisreich schrieb. Darin lesen wir von den sehr unterschiedlichen materiellen Vor-

aussetzungen am Beginn dieser großen Umgestaltungen in der Landwirtschaft, ja von einem regelrechten, sich aus der Angriffsrichtung der Roten Armee erklärenden Ost-West-Kriegsschäden-Gefälle. Waren damals im Landkreis Westprignitz nur ein Prozent der Wohnhäuser und landwirtschaftlichen Gebäude nicht mehr benutzbar, hatte der Neiße-Kreis Forst mit einer 80prozentigen Zerstörung ungleich mehr gelitten.

Ausgespart wird in dem Kompendium aber auch nicht die andere alliierte Seite, z.B., wenn der gesamtdeutsche Experte zu dieser Thematik, der Ostberliner Professor Olaf Groehler, zum „Luftkrieg gegen Brandenburg“ schreibt, dem unter anderem Potsdam am 14. April 1945 zum Opfer fiel.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.