Gib Du-der-Stadt den Namen

Das Glockenspiel vom Rathausturm begleitet der »Anreischke«

  • Eberhard Russek
  • Lesedauer: ca. 2.0 Min.
Es gibt eine kleine, rund 750 Jahre alte Stadt im Eichsfeld, die schon Anfang des 15. Jahrhunderts 4500 Einwohner zählte, was seinerzeit etwa der Größe von Hamburg entsprach. Sie wird genau wie damals von einer Stadtmauer mit fünf Toren umgeben. Dazwischen zeugen über 550 Fachwerkhäuser mit ihren Fassaden, Ornamenten, Figuren und Inschriften von den verschiedensten Stilepochen der Vergangenheit. Auch die Straßen und Gassen verlaufen im wesentlichen noch so wie vor 700 Jahren. Zum Glück hat der Feuerteufel das Städtchen nicht so arg heimgesucht wie viele andere, so dass wir dort heute noch einen interessanten und lehrreichen Ausflug ins Mittelalter genießen können.

Rathaus war einst Couphus
Über den Namen dieser Stadt, so die Sage, dachten zwei Brüder unter den Erbauern lange nach, und da keiner eine Lösung fand, sagte der eine schließlich zum anderen: »Gib Du-der-Stadt einen Namen«. Und dabei blieb es. Sie heißt immer noch Duderstadt, liegt im Südzipfel Niedersachsens und grenzt direkt ans thüringische Nachbarland. Für die Duderstädter endete somit im November 1989 das Dasein am äußersten Rand der alten Bundesrepublik; der Tourismus erfuhr seitdem einen erfreulichen Aufschwung.
Der Rundgang durch die Altstadt, ob geführt oder auf eigene Faust, sollte am Rathaus beginnen, das als eins der ältesten und schönsten in Deutschland gilt. Es wurde dereinst als »Couphus« (Kaufhaus) erbaut, diente den Händlern als Marktstätte und wurde zum Mittelpunkt des geistig-kulturellen Lebens der Stadt. An seinem Westturm wird der Prag-Kenner an die Aposteluhr erinnert. Zu jeder ungeraden vollen Stunde von 9 bis 19 Uhr öffnet sich nämlich eine kleine Luke und, vom Glockenspiel begleitet, grüßt der »Anreischke«, wie die Figur des legendären Festungsbaumeisters Andreas heißt.
Ein weiteres Wahrzeichen der Stadt ist der Westerturm mit seiner schraubenartig gedrehten Spitze. Auch für dieses architektonische Extra hält die Sage eine Erklärung bereit: Der Teufel wollte die Duderstädter Männer zum Schnapstrinken verführen, sprang auf der Flucht vor deren Frauen auf den Turm und verdrehte dessen schiefergedeckten Helm. Aus der Stadtsilhouette ragt vor allem die doppeltürmige St. Cyriakus-Kirche hervor, die wegen ihrer Größe auch »Eichsfelder Dom« genannt wird.

Eine Region für Radler
Alles Sehenswerte hier aufzuzählen ist unmöglich, man muss schon selbst hinfahren. Für Abwechslung sorgt nicht nur der grüne Gürtel entlang der Stadtmauer, sondern auch eine vielseitige, ideenreiche Gastronomie mit regionalen Feinschmeckerhäppchen und nicht zuletzt die reizvolle Umgebung. Die Höhenunterschiede im Eichsfeld sind durchaus radfahrerfreundlich. Für den, der etwas länger verweilt, lohnen sich auch Abstecher zum Harz, in den Thüringer Wald oder ins Weserbergland.

Information: Gästeinformation der Stadt Duderstadt, Rathaus, Marktstraße 66, 3711...

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