Badeverbot in »Kamerun«
Senatsverfügung bisher von begrenzter Wirkung auf Wasserratten
Ein vom Berliner Senat zu Saisonbeginn verfügtes Badeverbot zeitigte an den zwei betroffenen Köpenicker Plätzen bisher kaum eine Wirkung. Daran war natürlich in erster Linie der Wetterverlauf schuld. Bei Nässe und Kälte fanden sich nur wenige Wasserfreunde an den »wilden« Badestellen »Kamerun« an der Spree im Ortsteil Hirschgarten sowie »Teppich« am Spreetunnel in Friedrichshagen ein.
Für die Köpenicker Wasserratten, die traditionell diese günstige und kostenlose Möglichkeit für ein erfrischendes Bad nutzen, kam das Verbot völlig überraschend und stieß auf einhellige Ablehnung. Der Senat hatte insgesamt 13 Berliner Badestellen aus der Liste der Bäderverordnung gestrichen. Als Begründung wurde eine EU-Verordnung angegeben, die eine permanente Überprüfung der Wasserqualität auch an solchen Stellen vorsehe. Für die dafür notwendigen Laboruntersuchungen habe der Senat jedoch kein Geld.
Die PDS-Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung Treptow-Köpenick hat sich unterdessen der vom Verbot Betroffenen angenommen. Ihre wirtschaftspolitische Sprecherin Petra Reichardt wertete die Senatsverfügung als einen »Schlag ins Gesicht derer, die sich weder Urlaub noch die Eintrittspreise in den Freibädern leisten können«. Dies sei zugleich auch eine kinderfeindliche Entscheidung, denn die entsprechenden Badestellen würden seit eh und je vor allem von Familien mit Kindern sowie Jugendlichen aus der Umgebung genutzt. Die Treptow-Köpenicker PDS fordert von Abgeordnetenhaus und Senat, die Entscheidung noch einmal zu überdenken und zwischen Sparzwängen und dem Verlust an Lebensqualität einkommensschwacher Familien abzuwägen.
Von der angedrohten Geldstrafe in Höhe von 20 Euro bei Zuwiderhandlungen ließen sich die Badehungrigen an den wenigen Sommertagen bisher sowieso nicht abhalten. Sie vertrauen darauf, dass der Stadtbezirk, der die Buße eintreiben müsste, kein Geld und keine Leute dafür hat. Auch der Wasserrettungsdienst will seine Präsenz in »Kamerun« und am »Teppich« aufrechterhalten, schließlich müsse man ja auch ...
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