Pfälzer Bauern besiedelten Marzahn

Am 19. Juli 1764 wurde das königliche Vorwerk unter Kolonisten aufgeteilt

  • Klaus Teßmann
  • Lesedauer: ca. 1.5 Min.
Der 19. Juli ist für Marzahn ein denkwürdiges Datum. Vor 240 Jahren kamen Bauern und Handwerker aus der Pfalz und besiedelten Marzahn. Im Heimatkalender »Links und rechts der Wuhle« schreibt die Historikerin Christa Hübner: »Es war der 19. Juli 1764. In dem kleinen Dorf Marzahn kommen mehr als zwei Dutzend Männer zusammen, um einen historischen Akt zu vollziehen: die Aufteilung des königlichen Vorwerks Marzahn unter Kolonisten, die aus der Kurpfalz hierher gekommen waren.« Die Dörfer in der Mark Brandenburg waren durch die vielen Kriege geschwächt, vor allem der 30-jährige Krieg (1618-1648) hatte noch 100 Jahre danach seine Spuren hinterlassen. So lebte und arbeitete in Marzahn nur noch ein Bauer: Martin Haase. Auf Erlass von Friedrich II. wurden in anderen Ländern Menschen zur Besiedlung angeworben. Sie kamen schon elf Jahre früher nach Friedrichshagen und nach Mahlsdorf. In Marzahn waren sieben Bauernstellen zu besetzen, und es wurden Handwerker benötigt. Der Alte Fritz lockte sie mit Versprechungen in die Mark Brandenburg. Sie sollten Land, Gerätschaften, Tiere und Baumaterialien bekommen. Außerdem versprach er Steuervergünstigungen für die erste Generation, die Männer durften nicht zum Militärdienst gepresst werden. Die Menschen verließen aus den verschiedensten Gründen ihre Heimat. Im Vordergrund standen wirtschaftliche Aspekte. Durch die Erbteilung waren ihre Höfe oft zu klein geworden. In der Fremde versprachen sie sich einen Neuanfang. Die Namen der ersten Pfälzer Siedler haben sich im Straßenbild von Marzahn erhalten: Oppermannstraße, Grohsteig, Schönagelstraße und der Stangeweg. Die Arbeit war schwer, denn die Böden in der Mark Brandenburg waren anders als in der heimatlichen Pfalz. Die Kolonisten brachten neue Kulturpflanzen mit in den Berliner Raum: Blumenkohl und Spargel verdanken wir diesen Siedlern. Aber auch neue Arbeitsgeräte und Technologien führten sie ein. So wurden auf dem Marzahner Tierhof bei Grabungen Werkzeuge gefunden, die in der Mark nicht üblich waren. Noch heute leben die Nachfahren dieser ersten Pfälzer Siedler im Dorf. Darunter die Familien Huhn und Geelhaar. Adolf Christians ist mit seinen 96 Jahren der älteste Ur-Marzahner. Seine Vorfahren kamen vor 240 Jahren aus der Pfalz, Enkeltochter Julia Winkelmann setzt heute die Familientradition fort und bereitet sich auf einen landwirtschaftlichen Beruf vor. Sie arbeite...

Wenn Sie ein Abo haben, loggen Sie sich ein:

Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.

Bitte aktivieren Sie Cookies, um sich einloggen zu können.

- Anzeige -
- Anzeige -