- Ratgeber
- Drogen im Straßenverkehr
Auch Fußgänger können ihren Führerschein verlieren
Offiziell sind es »nur« rund 100 Tote und etwa 700 Schwerverletzte pro Jahr, die auf das Konto bekiffter Autofahrer in Deutschland gehen. »Doch die Dunkelziffer ist extrem hoch«, sagte Ulrich Greim-Kuczewski vom Kraftfahrt-Fachausschuss des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) bei der Vorstellung einer gemeinsamen Anti-Drogen-Kampagne mit dem Innenministerium Sachsen-Anhalts. »Die meisten Unfälle unter Drogeneinfluss werden einfach nicht erkannt.«
In der Partyszene gehören die Drogen zum Lifestyle, ein Unrechtsbewusstsein gibt es nicht. Nach einer anonymen Befragung des GDV vor Szenekneipen gaben immerhin 94 Prozent der Befragten an, regelmäßig im Drogenrausch Auto zu fahren, 14 Prozent hatten bereits einen Unfall unter unentdecktem Drogeneinfluss. Oft ist es nicht eine Partydroge allein, die eingeworfen, geschnupft oder geraucht wird. Viele bevorzugen einen Cocktail aus Ecstasy, Speed und Haschisch und reichern das Ganze noch mit Alkohol an - in Kombination mit extremem Schlafentzug eine hochgefährliche Mischung.
Da herkömmliche Aufklärungsversuche völlig ins Leere laufen, wird jetzt hart durchgegriffen. Mit dem weiterentwickelten Drogen-Schnelltestgerät "Drugwipe" können in kürzester Zeit mit nahezu hundertprozentiger Sicherheit Cannabis, Opiate, Kokain, Amphetamine und Designerdrogen nachgewiesen werden. Ein Tropfen Schweiß oder Speichel genügt. Dann folgt der Bluttest, der genaueren Aufschluss gibt.
Gleichzeitig wird die neue Informationskampagne »Don't drug and drive« gestartet. Statt der bisher üblichen moralischen Appelle werden hierbei unmissverständlich die persönlichen Konsequenzen und Kosten aufgelistet, wenn man »high« erwischt wird: Selbst, wenn keine Anzeichen von Fahruntüchtigkeit vorliegen, gibt es vier Punkte in Flensburg, eine Geldbuße von bis zu 1500 Euro und ein Fahrverbot bis zu drei Monaten. Fuhr der Berauschte bereits Schlängellinien, erhöht sich das Punktekonto auf sieben, eine Geld- oder Freiheitsstrafe wird verhängt und der Führerschein eingezogen. Bei einem Unfall im Rausch kommen dann noch die Schadenersatzforderungen hinzu. Was viele nicht wissen: Selbst wenn man als Fußgänger mit Ecstasy erwischt wird, kann die Fahrerlaubnis eingezogen werden. Und: Drogen können noch bis zu sechs Wochen nach der Einnahme nachgewiesen werden. Grenzwerte wie bei Alkohol gibt es übrigens nicht.
In der Broschüre zur Kampagne werden auch die gerade für Jugendliche immensen Kosten für einen neuen Führerschein aufgeführt: »Idiotentest« (medizinisch- psychologische Untersuchung) 500 Euro, pro Drogen-Untersuchung 120 bis 150 Euro, Vorbereitung zur MPU 800 bis 1500 Euro.
Die Initiatoren der Aktion sind sicher, dass die radikale Abschreckungskampagne fruchten wird. Als während eines Projektes der Universität des Saarlandes verstärkte Drogenkontrollen in diesem Bundesland durchgeführt wurden und sich dies in der Szene herumsprach, ging dort die Zahl der bei »Drogenunfällen« Getöteten um 68 Prozent, die der Schwerverletzten um rund 34 Prozent zurück. Nach dem Start der Kampagne in Sachsen-Anhal...
Zum Weiterlesen gibt es folgende Möglichkeiten:
Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.