Jelzin-Leibwächter packt aus

Fahrerflucht und nackte Hintern

  • Peter Winter, Moskau
  • Lesedauer: ca. 2.0 Min.
Alexander Korshakow war der Schutzengel Boris Jelzins. Elf Jahre wich der KGB-General als Chef der Leibwache nicht von der Seite des damaligen russischen Präsidenten. Wegen seines Einflusses galt er als »Rasputin des Kreml«. Korshakow war nach eigenem Bekunden der Mann, der Jelzins Wodka mit Wasser verdünnte, um die Leber des ersten Mannes im Staate zu schonen, und der Jelzin aus dem Wasser zog, als der zu ertrinken drohte. Vor sieben Jahren schilderte er Jelzin in dem Buch »Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang« als tollpatschigen Alkoholiker zeichnete, der seinen Amtsgeschäften nie ernsthaft nachgehen konnte. Nun hat der Ex-Leibwächter noch einmal nachgelegt. Als "Nachwort" bezeichnet Korshakow seinen 550 Seiten langen, mit vielen Fotos gespickten Band. Das Buch, das in den meisten Moskauer Buchläden bereits vergriffen ist, wartet mit einigen pikanten Details aus dem Leben am Hofe auf. So wirft Korshakow seinem Ex-Chef vor, er habe in volltrunkenem Zustand einen Menschen überfahren. Nach einem feuchtfröhlichen Saunaabend im Dorf Prostokwaschnino sei Jelzin in aller Herrgottsfrühe in seinen »Moskwitsch« gestiegen und habe versucht, auf einem Feldweg zu fahren. »Zu allem Unglück stand zu so früher Stunde auf dem Feldweg, 500 Meter vom Dorf entfernt, ein Lada und daneben ein Motorrad. Die Fahrer unterhielten sich. Was unseren Fahranfänger störte, hat später niemand verstanden. Offensichtlich verwechselte er die Pedale...Vom Schlag wurde die Tür des Lada abgerissen, das Motorrad wurde durch die Luft gewirbelt. Eine mehr als wilde Situation: Hinter dem Steuer die betrunkene und verängstigte Hoffnung Russlands...Gorbatschow, der zu dem Zeitpunkt nur davon geträumt hätte, etwas gegen den aufrührerischen Jelzin in Händen zu halten und ihn aus der Politik zu treiben, hätte jeden, der ihm davon erzählt hätte, mit Gold überhäuft.« Laut Korshakow wurde der Lada repariert. Der Motorradfahrer habe sich eine schwere Wirbelsäulenverletzung und einen Leberriss zugezogen. Ein halbes Jahr später sei er den Verletzungen erlegen. »Wir haben ihn begraben, weil er keine nahen Verwandten hatte. Jelzin hat nicht einmal nach dem Schicksal dieses Mannes gefragt, den er de facto auf dem Gewissen hat...Das war sein erstes Opfer auf dem Weg zur Demokratie.« Zu Hofe ging es derb zu. Korshakow berichtet von zahlreichen Alkoholeskapaden auf Reisen durch die Provinz. In der fernöstlichen Amur-Region etwa fand unter den Reiseteilnehmern nach einer Baderunde gar der Wettbewerb »Dickster Hintern« statt. Jelzin war Chef der Jury, seine Untergebenen mussten ihm ihr Hinterteil entgegenstrecken. Den Sieg, schreibt Korshakow, trug Hofschatzmeister Pawel Borodin davon. Jelzin lebt mit seiner Familie weitgehend zurückgezogen in einer Regierungsdatscha vor den Toren Moskaus. Wie zu hören war, ist der 73-Jährige mit der Arbeit seines...

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